Debatten im Müll

Müll und eine Kuh auf Indiens Straßen: Jugendreporter Max und weitere engagierte Jugendliche aus Deutschland und Indien suchten auf ihrer Reise nach Wegen für eine nachhaltige Entwicklung der globalisierten Wirtschaftswelt. Foto: Fotolia/fabio de blasis

In Indien diskutieren indische und deutsche Jugendliche über nachhaltige Wirtschaft


Von Maximilian Hennig, 19 Jahre


PUNE. Eine Wildschweinfamilie durchwühlt einen uferlosen Müllberg. An den Ausläufern der Halde reihen sich Wellblechhütten zu Vierteln aneinander, die sich ­endlos ausbreiten und zusammen die indische Drei-Millionen-Einwohner-Stadt Pune bilden. Auf einer Jugendreise nach Indien zum Thema „Nachhaltigkeit“, die vom Verein Bürger Europas e.V. organisiert ­wurde, tauschen sich junge Leute aus In­dien und Deutschland über Möglichkeiten einer nachhaltigen Entwicklung der globalisierten ­Wirtschaftswelt aus. Unterstützt wird das Projekt durch das Aus­wärtige Amt und Unternehmen der freien Wirtschaft.


Mitten in der Müll-Szenerie liegt eine grüne Oase: der Lakaki-See. Eigentlich sollte an genau dieser Stelle heute ein Fünf-Sterne-Hotel stehen. Vor 26 Jahren sollte es gebaut werden. Die Nichtregierungsorganisa­tion Arbutus, die sich seit 1976 für den Umweltschutz einsetzt und mit karitativen Projekten die Bauern der Umgebung unterstützt, konnte das ökologisch wichtige Reservoir jedoch retten. Den jungen Teilnehmern der Reise wird so sehr deutlich vor Augen geführt, wie es in der Gegend eigentlich aussehen könnte. „Es ist schrecklich zu sehen, wie die Umwelt rücksichtslos zugemüllt wird“, sagt der 22-jährige Rene Max Bäcker und zeigt auf einen Tümpel, auf dessen Oberfläche dicht an dicht Plastik­flaschen treiben.


Arbutus veranstaltet für die lokalen Bauern auch Seminare, in denen nachhaltige Anbautechniken vermittelt und auf die Probleme der Müll­entsorgung hingewiesen werden. Doch in der Gruppe machte sich eine hoffnungslose Stimmung breit. Angesichts des allgegenwärtigen Mülls und der verschmutzten Gewässer scheint ein Engagement von Organisationen wie Arbutus ein Tropfen auf den heißen Stein zu sein, ein viel zu kleiner Tropfen. „Indien entwickelt sich zur Wirtschaftsmacht – was, wenn sich die Verpflichtung zur Nachhaltigkeit nicht mitentwickelt?“, fragen sich die Jugendlichen.


Tatsächlich entpuppt sich bei den zahlreichen Veranstaltungen mit Firmen und staatlichen Organisationen der Wille zur Nachhaltigkeit größtenteils als Lippenbekenntnis. Die Jugendlichen aus beiden Ländern legen sich am Schluss der Reise jedoch darauf fest, dass man Indien nicht mit westlichem Hochmut entgegentreten und eine sofortige ökologische Wende fordern sollte, die sich in den Industriestaaten Europas und Amerikas in den vergangenen Jahrzehnten auch nur lang- und mühsam einen Weg gebahnt hat. Indien muss und wird seine eigene Marschroute finden.

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