Eine Uni macht Schule

Schüleruni „Klima+Energie". Foto: Cornelia Wolter

Die Schüleruni „schools@university – Klima + Energie“ an der Freien Universität geht in die fünfte Runde


von Kristin Magister


Ich höre es und ich vergesse. Ich sehe es und ich erinnere mich. Ich mache es und ich verstehe.“ Unter diesem Konfuzius zugeschriebenen Sprichwort öffnet heute bereits zum fünften Mal die Freie Universität Berlin (FU) ihre Türen für die Schüleruni „schools@university – Klima + Energie“.


Wo sich normalerweise Studierende auf Fluren und in Seminarräumen tummeln, widmen sich bis zum Ende der Woche nun Berliner Schüler der 5. und 6. Klassenstufe klima- und energierelevanten Fragen. Ziel ist es, sie früh für Fragen des Klimaschutzes zu begeistern und damit die Entwicklung selbstständiger Lösungsansätze anzuregen. In rund 45 Workshops und Vorlesungen werden die jungen Teilnehmer von Wissenschaftlern an Themen wie Nachhaltigkeit und alternative Energien herangeführt. Mit herkömmlichem Schulunterricht hat das wenig gemein.


„In Rollen- und Planspielen, Quiz, Kursen zum Kreativen Schreiben, Theaterworkshops und Diskussionen können die Schüler ­­neues Wissen erarbeiten und gleichzeitig kreativ umsetzen“, erklärt Karola Braun-Wanke, Programmverantwortliche und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungszentrum für Umweltpolitik der FU. „Wir wollen mit Spaß, Unterhaltung und ohne erhobenen Zeigefinger intelligentes Energieverhalten vermitteln.“


Die Schüleruni richtet sich vor allem an 10- bis 13-Jährige. „Die junge Generation, die ja vom Klimawandel und seinen Folgen unmittelbar betroffen sein wird, sollte schon in der Grundschule Kompetenzen erlangen, die sie zu nachhaltigem Handeln in allen Lebensbereichen befähigt“, so Braun-Wanke. Die Erfahrung hätte gezeigt, dass junge Schüler sehr gut in der Lage seien, gemeinsam mit Altersgenossen Lösungen auszuhandeln bzw. Meinungen untereinander konstruktiv auszutauschen.


Konkret sieht das zum Beispiel so aus: Im Workshop „Klimaverhandlungen“ demonstriert Lehramtsstudent Borris Philipp den Schülern, wie schwierig es ist, in politischen Verhandlungen zu einer Einigung zu kommen. Die Teilnehmer wählen ein Thema aus, für das sie sich interessieren, es kann zum Beispiel um Energiesparen oder umwelfreundlichen Tourismus gehen. Anschließend werden die Schüler in Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe vertritt ein Land. „Mit Hilfe von Textmaterialien arbeiten sie die Position ihres Landes heraus und legen Verhandlungsziele fest, zum Beispiel, wie weit die Emissionswerte gesenkt werden sollen“, so der 36-Jährige.


Wie Borris Philipp, der 2009 bei den Klimaverhandlungen in Oslo als Beobachter dabei war, sind alle Workshop-Leiter auf dem Gebiet Klima und Energie privat engagiert. Die Resonanz auf die Schüleruni sei gut. „Noch Wochen später erhalten wir von den Kindern positive Rückmeldungen“, sagt Borris Philipp. Seit 
ihrem Start 2009 interessieren sich auch vermehrt Vertreter aus Medien und Politik für das Projekt.


In Anbetracht der Katastrophe in Japan wird deutlich, wie wichtig es ist, Schüler frühzeitig für die Themen Energie und Klimawandel zu sensibilisieren. Die Schüleruni Klima + Energie strebt genau das an.


Würdigung durch die Unesco


Rund 6.700 Schüler nahmen seit 2009 an der Schüleruni teil, die das Forschungszentrum für Umweltpolitik der FU in Kooperation mit der Berliner Energieagentur durchführt.


Die Schüleruni bietet auch Fortbildungen für Lehrkräfte an.


Das internationale Projekt „schools@university Climate + Energy“ wird vom EU-Programm ­Intelligent Energy Europe finanziell gefördert.


Die deutsche Unesco-Kommission würdigte im Februar die Berliner Schüleruni Klima + Energie wiederholt als Vorbild für die von den Vereinten Nationen ausgerufene Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“


Mehr Infos unter: www.schools-at-university.eu/berlin

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