Fahrradfahren für Snoop Dog


Im Rahmen unserer Serie zum Thema Klimaerwärmung, berichten wir von der in dieser Woche stattfindenden Schüleruni an der Freien Universität Berlin


von Ole Faß


Die Schüleruni zum Thema Klima und Energie sollte vor allem Spaß machen (Foto: Freie Universität Berlin)

Als dann die Frage fiel, wer denn jetzt Lust hätte sich auf die auf der Bühne stehenden Fahrräder zu schwingen, um Strom für den Video-Projektor zu erzeugen, ließen sich die Schüler kaum noch halten. Erst schossen die Arme in die Luft, dann, als die Moderatorin anfing abzuzählen und jeder einzelne Gefahr lief kein Fahrrad zu ergattern, da strömten die meisten Schüler nach vorne, kletterten über die Sitzreihen und ließen die um Vorsicht bittenden Einwände der Moderatorin in einem aufbrandenden Geräusch der zur Bühne gerichteten Bewegung untergehen.


Um die Stromerzeugung im Fahrradkino der Schüler-Uni zum Thema Klima und Energie an der Freien Universität Berlin musste sich am Montag morgen also keiner Sorgen machen. Eher, dass die Fahrräder bei dem ungewohnten Belastungstest den Dienst quittieren würden. So liefen die über Youtube abgespielten Musikvideos – anfangs noch mit umweltnahen Themen zum Inhalt, später dann, auf ausdrücklichen Wunsch der Schüler, Katy Perry feat. Snoop Dog – wie geschmiert, zumindest bis sich die Energie der ersten Begeisterung erschöpfte und das laufende Video plötzlich den Ton vermissen ließ.


Einen ganzen Film zu schauen, das würde also wahrscheinlich an der eigenen Ausdauer scheitern und wer will schon einen Film sehen, bei dem man wie wild strampeln muss. So konnten die Schüler erfahren, dass die Energie eben nicht einfach aus der Steckdose kommt, sondern irgendwo aufwendig erzeugt werden muss. Dass diese Erzeugung nicht immer zum Besten der Umwelt und des Klimas ist und welche sauberen Alternativen es gibt, konnten die Schüler anschließend in einigen Workshops und Mitmachvorträgen erfahren.


Mit Sonnenkraft um die Welt


Und dass diese Alternativen wenigstens ebenso gut sind, wurde spätestens in dem Vortrag von Thomas Gottschalk klar. Der nämlich fuhr zusammen mit einem Schweizer Lehrer in einem Solarauto um die Welt – vollkommen mühelos. Oder fast vollkommen mühelos, denn strampeln mussten die beiden zwar nicht, dafür aber Herausforderungen bestehen, die wahrscheinlich nicht weniger anstrengend waren.


Mitmachen ausdrücklich erwünscht
(Foto: Klara Manjock - Freie Universität Berlin/co)

Denn spätestens in den Ländern, in denen die Verkehrsregeln vom mutigsten Verkehrsteilnehmer gemacht werden, musste das Solarauto der beiden Abenteurer seine solide Konstruktion beweisen. In keinem Land aber stieß die Besatzung des mit dem programmatischen Namen Solartaxi bezeichneten Gefährts auf Ablehnung, immer war es Begeisterung und Interesse an dem ungewöhnlichen Fortbewegungsmittel.


Seinen Vortrag ließ Thomas Gottschalk von Bildern begleiten, die er auf seiner Reise geschossen hatte. Fremde Gesichter wechselten sich ab mit Aufnahmen von weit entfernten Landschaften und spätestens das ein oder andere Bild von einem dickbäuchigen Amerikaner, der oben ohne trug, konnte auch den letzten Schüler von der Reise überzeugen.


Im Anschluss sah sich Thomas Gottschalk mit Fragen konfrontiert, die ihre Neugier auch auf andere Dinge richteten. So kam aus der vorderen Reihe die Frage, wo er denn gegessen hätte, hinten rechts die Frage, ob das Solartaxi noch fahren könnte auch wenn es jetzt im Museum steht und wie viel so ein Auto denn überhaupt kosten würde.


Eine Botschaft war Thomas Gottschalk dabei wichtig, nämlich dass es eben diese unruhig werdenden Schüler sind, die sich mit den Auswirkungen des Klimawandels und den geforderten Alternativen im Bereich der Energieerzeugung beschäftigen müssen. Wer es zu diesem Zeitpunkt überhört hatte, dem wird es bestimmt im Verlauf der Woche in einem der vielen Workshops zu Bewusstsein kommen oder spätestens dann, wenn der drohenden Energiekrise nicht mehr anders begegnet werden kann, als den heimischen Fernseher mit dem Fahrrad zu betreiben.

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