Klimanotstand Brandenburg
Mit dem Rad und zu Fuß sind sie unterwegs. Ihr Ziel: 20.000 Unterschriften für die Ausrufung des Klimanotstands.
Interview

Volksinitiative „Klimanotstand Brandenburg”: „So kann es nicht weitergehen”

Wie Millionen andere macht sich auch Manon Filler Sorgen um unser Klima. Doch Manon bleibt nicht untätig. Seit knapp zwei Monaten engagiert sich die 23-jährige Studentin aus Oranienburg bei der Brandenburger Volksinitiative Klimanotstand. Wir haben mit ihr über Wünsche, Sorgen und die Zukunft der Welt gesprochen.

Mitte Juni hat sich der Brandenburgische Landtag gegen eine Ausrufung des Klimanotstands ausgesprochen. Daraufhin hat sich die Volksinitiative gegründet, für die du dich engagierst. Was sind eure Ziele?
Brandenburg ist aufgrund seiner Geografie vom Klimawandel besonders betroffen und gehört zugleich zu den Ländern der Bundesrepublik Deutschland mit dem stärksten CO2-Ausstoß. Selbst wenn der beachtliche Energieexport herausgerechnet wird, liegt Brandenburg noch weit über dem bundesdeutschen Durchschnitt. Wir sammeln Unterschriften dafür, dass in Brandenburg doch noch der Klimanotstand ausgerufen wird. So wie es in mehr als 40 Kommunen und Städten Deutschlands bereits geschehen ist. Wir haben gemerkt, dass es in der Politik Rückstände gibt. Dass nicht genug getan wird für den Klimaschutz. Dass alle Ziele, die sich gesetzt wurden – zum Beispiel das Pariser Abkommen – so, wie es gerade läuft, nicht erreicht werden können. Wir wollen etwas tun. Wir wollen das unterstützen und vorantreiben. Denn so kann es nicht weitergehen. Wir sehen die Missstände deutlich und wollen nicht nur auf die Politik hoffen. Deswegen haben wir uns zur Volksinitiative „Klimanotstand Brandenburg” zusammengeschlossen. Unsere Organisation ist zusammengesetzt aus ganz unterschiedlichen Privatpersonen jeden Alters. Aus Vereinen, Verbänden und sogar aus der Politik.

Die Forderungen der Volksinitiative könnt ihr hier nachlesen.

Was versuchst du als Privatperson fürs Klima zu tun?
Heute zum Beispiel habe ich mich mit ein paar Freunden zum Essen verabredet. Wir waren einkaufen und eine Freundin hatte Pilze in einer Plastikverpackung in der Hand. Ich habe gesagt, weil ich darauf keine Lust hatte, dass man doch lieber Pilze suchen könne, die unverpackt kaufbar sind. Das hört sich klein an, aber wenn jeder lokal vor Ort für sich etwas ändert, hat das durchaus Auswirkungen. Ich rede jetzt viel mehr mit Freunden über den Klimaschutz. Ich teile Artikel, die ich in der Presse. Ich suche mit ganz, ganz vielen Menschen das Gespräch. Auch mit Leuten, mit denen ich davor nicht unbedingt ins Gespräch gekommen wäre. Wir organisieren eigene Veranstaltungen. Das hilft total. Wenn man allgemein darüber spricht, wird es immer mehr verbreitet und kommt an die Öffentlichkeit. So werden politische Maßnahmen praktisch erzwungen. Wir wollen natürlich in erster Linie große Änderungen und dass die Politik das ernst nimmt und in jeder Entscheidung, die sie trifft, auch den Klimaschutz prüft. Eine Volksinitiative hat jedoch auf verschiedenen Ebenen Wirkung – politisch, aber auch einfach für sich.

Wie könnte die Zukunft eurer Initiative aussehen?
Das Schlimmste wäre, wenn wir die 20.000 Unterschriften, die wir brauchen damit sich der Landtag mit unserem Anliegen befassen muss, nicht zusammenbekommen. So könnten wir unsere Forderungen nicht einreichen, was äußerst schade wäre. Das Beste wäre natürlich, wenn wir es schaffen, die Politik das annimmt und dann effektive Maßnahmen für sich entwickelt, ausbaut und vor allem umsetzt. Dass sie aktiv werden, aufgerüttelt werden und merken, dass die Bürgerinnen und Bürger aus Brandenburg Änderungen wollen.

Denkt ihr auch international?
Ja. Viele Freunde oder Bekannte sagen: „Es bringt doch überhaupt nichts, wenn nur Brandenburg hier etwas macht!“ Dem stimme ich teilweise zu. Natürlich brauchen wir internationale Lösungen, aber ich kann als Brandenburgerin gerade in meiner Position nicht einfach solche Lösungen herbeizaubern. Es ist ein Anfang – Potsdam ist da der Vorreiter –, lokal zu denken. Morgen kommen internationale Lösungen auf den Tisch, aber heute sollten wir nicht nichts machen.

Stell dir vor, jemand sagt zu dir, dass sei doch alles nur reine Planikmache. Was würdest du ihm entgegnen?
Dass man die Auswirkung bereits ganz klar sehen kann. Polkappen schmelzen. Der Juli war der wärmste Monat seit Beginn der Aufzeichnung. Das zeigt, dass die Klimakrise keine Panikmache ist und dass man sich dem stellen sollte. Selbst, wenn es am Ende doch nur Panikmache war, Maßnahmen zu ergreifen, bringt trotzdem etwas. Dann wäre die Luft trotzdem klarer und die Flüsse wären sauberer. Es ist so oder so etwas Gutes und Nachhaltigkeit ist wichtig und effizient. Das Thema ist real und wir müssen das angehen. Die Medien und die Wissenschaftler bestätigen es: Das Klimaproblem ist etwas ganz Konkretes und nicht keine Utopie.

Das Interview führte Rosina Link, 15 Jahre

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