Comicbild mit drei Männern, die vor dem Reichstagsgebäude zu sehen sind.
Ausschnitt aus dem Titelbild des Buches

Comic: Diese Leute haben unser Parlament geprägt

Wir lesen ihre Namen auf Straßenschildern, wissen aber nichts über sie. Das Buch „Das Parlament“ erzählt ihre Geschichte.

Simon Schwartz, Comiczeichner, wurde 2017 vom Kunstbeirat des Deutschen Bundestags beauftragt, Biografien über 45 mehr oder weniger bekannte Parlamentarier in Comicform zu zeichnen, die sich in der Zeit von 1848 bis 1990 für die deutsche Demokratie eingesetzt haben. In dem Buch „Das Parlament“ wird nun jede Biografie genau auf einer Seite dargestellt. Am 4. April wurde die Ausstellung zum Buch im Deutschen Bundestag eröffnet.

Eine große Ehre, denn es gab eine Zeit in Deutschland, in der Comics offiziell als „Schund“ galten. Sogar ein Gesetz war in Kraft, das die Publikation von Schund wie Comics verbot, um die Jugend zu schützen. Dieses Gesetz hieß „Gesetz zur Bewahrung der Jugend vor Schund- und Schmutzschriften“ und wurde 1926 vom Reichspräsidenten Hindenburg eingeführt. Es wurde 1953 als Teil des Jugendschutzgesetzes sogar noch einmal erneuert. Gerade deswegen bezeichnet Simon Schwartz seinen Auftrag als einen „Ritterschlag für die Kunstform Comic in Deutschland“.

Virchow … Der saß mal im Parlament?!

Vorgestellt wird in dem Comic-Buch unter anderem Rudolf Ludwig Karl Virchow, der hauptsächlich für seine medizinischen Verdienste bekannt ist. Auf seiner Seite im Comic „Das Parlament“ erfährt man, dass er sich als Abgeordneter im Preußischen Abgeordnetenhaus und im Deutschen Reichstag zum Beispiel für eine staatliche medizinische Grundversorgung und für eine allgemeine Abrüstung einsetzte. Lustig ist auch, dass er ein Duell mit Otto von Bismarck ablehnte, der ihn herausgefordert hatte, weil er so wütend über seine Vorschläge war. Außerdem war er ein Visionär: Schon 1869 hatte er die Vision zur Gründung der „Vereinigten Staaten von Europa“.

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Auch über Marie Juchacz hat Simon Schwartz eine Graphic Novel gezeichnet. Sie war die erste Frau, die eine Rede vor einem demokratisch gewählten Parlament hielt, und sie engagierte sich später für die Opfer des Nationalsozialismus. Auf ihrer Seite wird nicht nur ihr Leben dargelegt, man kann auch einen Ausschnitt ihrer Rede lesen.

„Das Parlament“ lehrt einen auf lustige Weise etwas über beeindruckende politische Persönlichkeiten des deutschen Parlamentarismus. Viele der Namen aus dem Buch hat man schon einmal gehört, weil nach ihnen Straßen oder Plätze in Berlin benannt wurden, aber man weiß eigentlich gar nichts über sie. Mit diesem Buch wird sich das ändern.

Die Ausstellung ist vom 4. April bis 31. August im Reichstagsgebäude zu sehen. Infos zu Öffnungszeiten und Führungen gibt es auf der Seite vom Bundestag.

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Kategorien Politik

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