Schüler mit riesigem Plakat auf Klima-Demo in Berlin

Klimaschutz: Wer muss jetzt handeln?

Das Ziel ist schon klar: unser Klima zu schützen. Nur wer in der Verantwortung ist, darüber gibt es Streit – auch bei uns.

Bevor sie von der Politik den großen Wurf fordern, sollten sie doch mal bei sich anfangen. Das kriegen die Jugendlichen, die bei „Fridays for Future“ auf die Straße gehen, häufig zu hören. Sind doch bestimmt selber keine „Klimaengel“, heißt es dann, und auf Instagram findet sich auch sicher ein Foto von einer Flugreise in ein fernes Land. Also erst mal an die eigene Nase fassen, bitte! Wir haben uns gefragt, wer recht hat – und sind zu zwei unterschiedlichen Antworten gekommen.

Jeder muss sich kümmern

Jeder von uns kann seinen Teil beisteuern, um auf lange Sicht etwas zu bewirken. Es bringt nicht viel, dem Staat die Schuld für alles zu geben und zu demonstrieren. Dadurch werden Straßen gesperrt, wodurch Stau entsteht und somit mehr Abgase. Kontraproduktiv, nicht wahr?

Statt also den Bürger mit Demos zu behindern, sollten wir zu Hause überlegen: Wo kann ich verzichten und meinen persönlichen Beitrag leisten? Statt jeden Monat die neueste Mode zu kaufen oder in Kaufhäusern wie H&M und Primark einkaufen zu gehen, eher auf Marken setzen, die vielleicht etwas mehr kosten, dafür aber nachhaltiger sind. Am besten wäre natürlich, über Secondhand-Läden, Flohmärke oder Kleidertauschpartys an neue Kleidung zu kommen. Eine Win-win-Situation, denn das spart nicht nur Energie, sondern verschafft einem meist auch noch originelle Klamotten.

Wir müssen konsequent sein, das heißt, uns nicht von Mama mit dem SUV zur Schule fahren lassen, sondern die Bahn nehmen, beim Zähneputzen den Wasserhahn abdrehen und beim Verlassen eines Raumes das Licht löschen. Auch Essen muss nicht sofort weggeworfen werden, nur weil das Verfallsdatum gerade abgelaufen ist. Das verbessert die persönliche Ökobilanz und schont somit schon das Klima.

Auch wenn es schwerfällt, sollte jeder von uns versuchen, auf Flüge zu verzichten und sich nicht ständig ein neues Handy zuzulegen. Falls wir aber ein neues technisches Gerät benötigen, sollten wir die alten Modelle nicht in der Schublade vergammeln lassen, sondern sie verkaufen oder sogar verschenken. Ressourcensparen ist hier das Stichwort. Anastasia Barner

Politiker müssen handeln

Für den Klimaschutz ist jeder verantwortlich und es ist wichtig, dass jeder seinen Konsum hinterfragt und vielleicht öfter zum Rad greift. Doch die Politik kann trotzdem nicht untätig bleiben. Zum Glück erreicht die globale „Fridays for Future“-Bewegung durch die Provokation, sich der Schulpflicht zu widersetzen, und ihr Durchhaltevermögen eine hohe mediale Präsenz. Die Diskussion ist in Familien, Freundeskreisen, Schulen, Büros – kurz: in der breiten Gesellschaft angekommen. Damit kann sich die Politik nicht mehr aus der Verantwortung stehlen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte hybride Kriegsführung und Propaganda kürzlich in einem Atemzug mit „Fridays for Future“: Sie könne nicht glauben, dass so viele Kinder auf einmal von sich aus protestieren. Damit sprach sie leider all den Protestierenden die Eigeninitiative ab.

Dabei reagieren die Demonstranten in Deutschland doch auch auf Merkels Politik. Denn in den vergangenen Jahren gab es verheerende Entscheidungen gegen den Klimaschutz. Das deutsche Ziel war es einmal, den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2020 im Vergleich zum Jahr 1990 um 40 Prozent zu reduzieren. Zu Beginn dieser Legislaturperiode war klar: Das wird Deutschland nicht schaffen. Grund dafür ist unter anderem der verzögerte Kohleausstieg, der erst für 2038 geplant ist, und auch der Verkehrssektor muss klimafreundlicher werden. Die industriefreundliche Politik des vergangenen Jahrzehnts hat das bislang allerdings verhindert.

Mittlerweile lobt die Kanzlerin das Engagement der Schüler ausdrücklich. Doch das reicht nicht: Es geht hier um Teamwork. Das Thema ist komplex und es müssen globale Ansätze und Lösungen gefunden werden. Wir brauchen und fordern deshalb klare Maßnahmen von der Politik für unseren Klimaschutz. Alma Dewerny

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Kategorien Politik Umwelt Welt

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In der Jugendredaktion bin ich seit Dezember 2015, weil es für mich am spannendsten ist, die Welt aus möglich vielen Perspektiven zu betrachten und dann in Worte zu fassen.