Kinderrechte-Symbolfoto
Heute ist Tag der Kinderrechte.

Weltweiter Aktionstag: Welche Kinderrechte wir uns wünschen

Vor 28 Jahren einigten sich die Vereinten Nationen auf die Kinderrechtskonvention – und doch wird sie in den Unterzeichner-Staaten unterschiedlich umgesetzt. Anlass genug, um uns zu fragen, an welchen Stellen wir uns noch mehr Schutz, Zugeständnisse oder Freiheiten wünschen.

Denn viel zu oft werden Kinderrechte verletzt, weil über sie hinweggesehen wird. Natürlich sind es in erster Linie die Eltern, die wissen, was gut für ihr Kind ist und im Zweifelsfall an seiner Stelle entscheiden können. Doch das geschieht nicht immer unvoreingenommen und auch bei politischen Beschlüssen stehen die Kinderrechte nicht immer an erster Stelle. Gehören sie deshalb ins Grundgesetz? Und müssen wir hinnehmen, dass in 20 Jahren eine Facebook-Bild von uns als Baby wieder auftaucht? Unsere Jugendredakteure haben ihre Gedanken dazu aufgeschrieben.

Kinder haben Rechte – überall?

Seit Jahren sprechen sich Politiker und Experten dafür aus, Kinderrechte ins Grundgesetz aufzunehmen. Die dort aufgeführten Grundrechte schließen natürlich auch jetzt schon Kinder mit ein, stellen sie aber nicht explizit in den Vordergrund. Das größte Problem dabei: Sind Kinderrechte nicht als Gesetz verankert, können sie nicht vor Gericht eingeklagt werden. Dank eines Zusatzprotokolls gibt es inzwischen die Möglichkeit, Verstöße direkt bei der UN anzuzeigen. Auch in der Grundrechte-Charta der EU tauchen Kinderrechte auf. Ist das den Entscheidern schon genug? Schließlich birgt es auch Gefahren, Minderjährigen beispielsweise das Recht auf Beteiligung zuzusichern – Manipulationsversuche liegen nahe. Das erklärt auch die Angst, eine solche Verfassungsänderung könnte die Position der Eltern gegenüber dem Staat schwächen. Dabei wird in der UN-Konvention mehrmals betont, dass es gar nicht darum geht, Eltern Verantwortung oder gar Eignung für die Kindererziehung abzusprechen! Vielmehr sollen Kinderrechte stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken, damit schneller gehandelt wird, wenn es diesbezüglich gründlich schiefläuft. Die Aufnahme ins Grundgesetz wäre demnach auch ein symbolischer Schritt, um klarzustellen, dass Kinder besonders schutzbedürftig, ihre Interessen deshalb aber auch besonders wichtig sind. Das verdient eine eigene Erwähnung! Von Friederike Deichsler

Religionsfreiheit – Was glaubst du?

Kinder haben das Recht ihre Gedanken und ihre Religion frei auszuüben und natürlich leiten die Eltern und das kulturelle Umfeld bis zu einem gewissen Alter diese Entwicklung. Doch was passiert, wenn Eltern ihre Kinder aus religiösen Gründen beschneiden möchten? Kinder haben das Recht auf körperliche Unversehrtheit und die Beschneidung des Kindes verletzt den Körper und kann in der Folge sein Wohl beeinträchtigen. Eltern sollten das Wohl ihrer Kinder niemals von Bräuchen abhängig machen. Sofern ein körperlicher Eingriff wie die Beschneidung als ein Ritual gesehen wird, das die Zugehörigkeit zu einer Religion bekräftigt, kann sich das Kind auch noch zu einem späteren Zeitpunkt selbstbestimmt dafür entscheiden. Diese freie Entscheidung ist dann ein viel stärkerer Beweis für die Zugehörigkeit zur Religion, als die erzwungene der Eltern! Von Antje Waldschmidt

Körperschmuck bei Kleinkindern?

Als ich mit fünf Jahren Ohrlöcher gestochen bekam, geschah dies auf meinen ausdrücklichen Wunsch hin. Über Wochen hinweg hatte ich meine Familie darum angebettelt, bis sich meine Oma schließlich dazu erweichen ließ. Dass meine Ohren nach dem Besuch beim Juwelier schrecklich schmerzten, war meine eigene Schuld. Inakzeptabel ist allerdings jegliches beschmücken von Kindern gegen deren Willen. Babys Ohrlöcher zu stechen, weil „es so süß aussieht“ ist Körperverletzung und auch „glückbringende“ Bernsteinketten stellen eine Gefahr da. Jedes Kind sollte selbst entscheiden dürfen, ob und wann es seinem Körper dem Schmuck wegen Verletzungen aussetzt. Von Aniko Schusterius

Internet für alle!

Was in der Generation unserer Eltern noch undenkbar gewesen wäre, gehört mittlerweile zum Leben in unserer modernen Gesellschaft dazu – das Internet. Das Netz hat sich für uns zu einem entscheidenden Medium für ein informiertes Leben entwickelt und wird tagtäglich von der Mehrheit der Einwohner Deutschlands genutzt. Für einige ältere Herrschaften fühlt es sich vielleicht noch immer wie „Neuland“ an, doch gerade Kinder wachsen heute damit auf und können sich eine Welt ohne das Internet kaum noch vorstellen. Kinder haben ebenso wie die Erwachsenen das Recht auf Meinungs- und Informationsfreiheit und das Recht auf Zugang zu den Medien. Daraus ergibt sich für mich auch das Recht auf das Internet. Von Antje Waldschmidt

Privatsphäre – Ab ins Netz?

Dürfen Eltern Bilder ihrer Kinder veröffentlichen? Zuerst denke ich mir: Na klar, das ist doch nicht schlimm. Eltern, die stolz auf ihre Kinder sind und das mit der ganzen Welt teilen wollen, sollten das auch dürfen. Oder? Natürlich – aber nur, wenn das Kind damit einverstanden ist. Bis es dafür alt genug ist, sollte man möglichst vorsichtig sein, indem man zum Beispiel das Gesicht verpixelt oder wegschneidet. Um auch sich selbst zu schützen kann man zusätzlich jegliche Social Media Accounts auf „privat“ stellen. Selbstverständlich muss man das als Elternteil nicht zwingend machen, aber man sollte sich bewusst sein, dass jedes gepostete Foto für immer im Internet herumschwirrt und für alle zugänglich sein kann. Dadurch, dass man neben dem Foto leicht auf die persönlichen Daten Zugriff hat, verletzt man die Privatsphäre des Kindes und begibt es möglicherweise in Gefahr. Also am besten einfach fragen und die Antwort darauf respektieren. Von Helene Harper

Sei frech, wild – und vegan?

Sich vegan zu ernähren, bedeutet auf tierische Produkte zu verzichten und sich ausschließlich pflanzlich zu ernähren. Die eigene Ernährung ist Privatsache und Menschen, die vegan leben, haben mit Sicherheit die ethischen Argumente auf ihrer Seite, was zum Beispiel unsere Umwelt oder die industrielle Massentierhaltung betrifft. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. rät Kindern, Schwangeren und Stillenden jedoch von einer veganen Ernährung ab, da diese bei Kindern in den ersten Lebensmonaten zu Nährstoffdefiziten führen und so die körperliche oder geistige Entwicklung beeinträchtigen kann. Kinder haben das Recht auf Gesundheit und eine bestmögliche Entwicklung, was die vegane Ernährung ihnen (nach derzeitigem Erkenntnisstand) nicht bietet. Eltern sollten also besser davon absehen, ihre Kinder vegan zu ernähren und ihnen stattdessen einen vollwertigen, ausgewogenen und umweltfreundlichen Speiseplan bieten. Von Antje Waldschmidt

Mein Zimmer, meine Regeln

Wir wollen gar nicht unbedingt immer kokeln oder den Hamster ertränken. Manchmal wollen wir einfach nur mit Freunden in unserem Zimmer reden, spielen oder allein sein. Das bedeutet aber, dass Eltern nicht einfach hereinplatzen können, sondern mindestens anklopfen. Und auch nicht ständig Dinge umräumen, wegschmeißen oder in den Schrank legen. Selbst bei der größten Unordnung. Das ist dann nämlich unser Chaos. Zu vergleichen ist das, wie wenn wir mit Mamas Lippenstift die Wände im Elternschlafzimmer neu streichen. Da haben wir nichts zu suchen? Dann haben auch wir ein Recht auf Privatsphäre im eigenen Zimmer. Von Jessica Schattenberg

Foto: Pexels

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Kategorien Klartext Politik Welt

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