Symbolbild - Ein junges Mädchen sitzt am Freitag (12.01.2007) auf einer Schaukel auf einem von Hochhäusern eingeschlossenen Spielplatz im Stadtteil Billstedt in Hamburg. In dem Problemstadtteil mit vielen Hochhäusern leben rund 68.500 Einwohner mit einem sehr hohen Ausländeranteil. Ebenfalls über dem Hamburger Durchschnitt liegt hier die Arbeitslosenquote. Foto: Kay Nietfeld dpa/lno +++(c) dpa - Report+++ |

Unicef-Studie: Kinder in Berlin sind besonders armutsgefährdet

Im reichen Deutschland leben viele Kinder in armen Verhältnissen. An Geld mangelt es eigentlich nicht, es sei nur falsch verteilt

Tamina Grasme, 21 Jahre

Im internationalen Vergleich wachsen Kinder und Jugendliche in Deutschland in begünstigten materiellen und sozialen Verhältnissen auf. Dennoch sind auch hierzulande alarmierende Entwicklungen zu vermelden. Mehr als 1,5 Millionen Kinder wachsen in relativer Armut auf. In Berlin sei die Kinderarmut neben dem Ruhrgebiet am größten, verkündete Unicef Deutschland auf seiner Jahrespressekonferenz am vergangenen Donnerstag.

Laut einer Analyse des emeritierten Mikrosoziologen Hans Bertram, wachsen in Berlin zwischen 30 und 35 Prozent der Kinder unter drei Jahren in Haushalten auf, die von Hartz IV leben. Diese Kinder zählen zu den drei Risikogruppen, die Bertram aus­machte. Auch Kinder von Alleinerziehenden sowie Kinder aus zugewanderten Familien, in denen die Mutter keine Schul- oder Berufsbildung hat, seien besonders armutsgefährdet.

Bei der Verteilung der relativen Kinderarmut in Deutschland seien starke regionale Unterschiede festzustellen. Während in den neuen Bundesländern eine positive Entwicklung zu beobachten sei – in Dresden und Leipzig etwa ist die Anzahl der von Kinderarmut Betroffenen stark gesunken –, belegt Berlin noch immer einen Spitzenplatz.

Der derzeitige politische Fokus auf ältere Menschen müsse den Kindern zugunsten geändert werden, forderte Jürgen Heraeus, Vorsitzende von Unicef Deutschland. Er rief dazu auf, sich stärker für das Recht aller Kinder auf faire Teilhabe einzusetzen. Denn „jedes Kind braucht gleiche Chancen, ganz gleich, in welcher Form von Familie oder an welchem Ort es aufwächst.“

Laut Bertram liegt die Lösung des Problems in der Stärkung der Mütter. Bildungsangebote auf freiwilliger statt zwanghafter Basis müssten her, damit die Integration funktionieren kann. Zudem brauche es eine Umstellung der finanziellen Förderungen von Familien, um Alleinerziehende nicht länger zu benachteiligen. Denn nach aktuellen Umfragen und entgegen herrschender Vorurteile verzichten Mütter und Väter lieber auf ihre Freizeit als auf die gemeinsame Zeit mit den Kindern. Diese Opferbereitschaft sorgt bei Alleinerziehenden laut Bertram aber häufig zu finanziellen Problemen bis hin zur Armut. Um diese Kinder zu schützen, müsse der Staat eingreifen und Alleinerziehende steuerlich entlasten oder bezuschussen – Ganztags- oder Vorschulen allein seien nicht ausreichend. „Es mangelt eigentlich nicht an Geld, es muss nur zielgerechter eingesetzt werden“, betonte Heraeus. So wäre den meisten von Armut betroffenen Kindern mit einer Umverteilung der finanziellen Hilfen laut Bertram schon geholfen.

Statistisch gesehen gelten Kinder als arm, wenn ihre Familie über weniger als die Hälfte des mittleren Haushaltseinkommens verfügt.

Foto: picture-alliance/ dpa

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Wenn ich, 22, eine Top 5-Liste mit Sätzen, die ich in den vergangenen drei Jahren am häufigsten gehört habe, aufstellen würde, wäre „Was wird man denn so nach einem Geschichtsstudium?“ ganz weit oben vertreten. Zum Glück habe ich mittlerweile eine Antwort darauf gefunden: Journalistin. Darauf gekommen bin ich durch das Lesen von Harald Martensteins Artikeln, der selber Geschichte studiert hat. Von ihm habe ich auch meinen neuen Zukunftsplan: einfach immer schreiben. Genau das mache ich jetzt hier bei Spreewild, nachdem mir mein Praktikum in der Jugendredaktion so gut gefallen hat.