Firas Alshater: Vom gefolterten Syrer zum deutschen YouTube-Star

Beinahe über Nacht wurde Firas Alshater zu einem der bekanntesten Flüchtlinge. Nun hat der 25-Jährige ein Buch veröffentlicht

Firas Alshater würde sich keinen Schnurrbart rasieren. Zwar lebt er mittlerweile seit drei Jahren in Deutschland, aber das wäre dann vielleicht doch zu viel der Integration. Ich treffe ihn im Café Filmriss an der Filmhochschule in Babelsberg. Man merkt, dass es nicht sein erstes Interview ist. Ursprünglich kommt der 25-Jährige aus Damaskus und hat dort Schauspiel studiert. Wegen seines politischen Engagements – er hat Demonstrationen gegen das Assad-Regime mitorganisiert – wurde er von der Uni geworfen, vier Mal veraftet und neun Monate lang hinter Gittern gefoltert. „Ich habe mit meinen Worten für Freiheit gekämpft, nicht mit Waffen“, sagt er. Als der Regisseur Tamer al Awam beginnt, den Film „Syria Inside“ zu drehen, der vom Terror und Krieg in Syrien handelt, wird Firas zum Darsteller. Dann kommt al Awam 2012 durch einen Granatsplitter während der Dreharbeiten in Aleppo um. Firas übernimmt die Regie, will den Film fertigstellen – und kommt dafür nach Deutschland. Zurück nach Syrien will er nicht.

Über das Internet beginnt Firas seine Erfahrungen, die er als Geflüchteter sammelt, zu teilen. „Als Flüchtling musst du viel Geduld haben“, wird ihm klar. Sein erstes YouTube-Video nennt er „Wer sind diese Deutschen?“. Innerhalb weniger Tage wird es mehr als 2,5 Millionen Mal angeklickt. Plötzlich ist Firas aus Damaskus eine kleine Berühmtheit. Seinem YouTube-Kanal gibt er den Namen „Zukar“. „Jeder mag Zucker und das Wort klingt in Englisch, Deutsch und Arabisch gleich. Ohne viel zu erklären, weiß jeder, was gemeint ist.“

Auch wenn er sich hier sehr wohl fühlt, vermisst Firas seine Heimat, in der viele seiner Freunde noch immer leben. „Jeden Tag geht die Sonne auf, das motiviert mich, immer wieder aufzustehen.“ Diese Botschaft kommt an. Mittlerweile hat Firas seine Aufenthaltsgenehmigung bekommen und studiert Filmschnitt in Babelsberg. Später möchte er seinen Master im Fach Regie machen. Sein Lieblingswort ist zurzeit „Perspektive“. „Die Perspektive von dem Wort Perspektive ist schön.“

Sein Buch „Ich komm auf Deutschland zu“ ist letzte Woche erschienen, gestern fand die Buchpremiere in der Kulturbrauerei statt. Ein Video-Interview findet ihr hier.

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Kategorien Flüchtlinge Kultur Literatur Politik

„Ich träume von Dingen, die es noch nie gegeben hat und frage mich: Warum nicht?“ Das sagte Robert F. Kennedy einmal. Genau so würde auch ich meine Einstellung erklären. Ich mag es, Dinge von neuen Seiten zu denken. Ich habe mit 15 Jahren ein Buch geschrieben und mit 18 Jahren eine eigene Partei gegründet. Meine große Leidenschaft ist die Moderation – die ich in verschiedenen Formaten auslebe. Jetzt, 22 Jahre alt, bin ich unter die Journalisten gegangen und schreibe über das, was ich gerade erlebe und über das, was mir wichtig ist.