U18: So haben die Jugendlichen in Berlin gewählt

Berlins Kinder und Jugendliche haben gewählt. 24,6 Prozent der unter 18-Jährigen, die heute bei der U18-Wahl mitgemacht haben, stimmten für die SPD. Die AfD bekam hingegen eine klare Abfuhr.

Zwar findet die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus erst kommende Woche Sonntag statt – Berlins Jugendliche unter 18 Jahren haben aber schon am Freitag, 9. September, abgestimmt, bei der symbolischen U18-Wahl.

Grafik: www.u18.org18 Uhr haben die Wahllokale geschlossen. Üblicherweise unterscheiden sich die Ergebnisse der U18-Wahlen nicht allzu stark von denen der Erwachsenene. Die heutige Wahl hat diese Erfahrung aber eher widerlegt: 26.916 Kinder und Jugendliche haben sich an der Wahl beteiligt. „Mit 23,8 Prozent steht die SPD an der Spitze“, verkündet Diana Föls, Sprecherin des U18-Netzwerks. Auf Platz 2 schafften es die Grünen mit 22 Prozent, die CDU kommt auf 14,5 Prozent der Stimmen, die Linke auf 10,5 Prozent, die Tierschutzpartei auf 8,6 Prozent und die Piraten auf 6,3 Prozent. „Das Ergebnis zeigt uns, dass es sehr viele Kinder und Jugendliche gibt, die sich für Politik interessieren und dass auch sie eine Stimme haben. Wer demokratische Prozesse bereits in jungen Jahren kennenlernt, wird sie als gesetzlich Wahlberechtigter auch selbstverständlicher wahrnehmen“, so Diana Föls.

Noch sind nicht alle Stimmen aufgezählt, es sei jedoch davon auszugehen, dass sich die Endergebnisse kaum von den aktuellen Ergebnissen unterscheiden.

Damit unterscheidet sich die Abstimmung der unter 18-Jährigen deutlich von dem aktuell erwarteten Ergebnis der Wahl kommende Woche Sonntag: Laut der Infratest dimap vom 8. September käme die SPD dann auf 21 Prozent, die CDU auf 19 Prozent, die Grünen auf 16 Prozent, Linke und AfD auf jeweils 15 Prozent sowie die FDP auf 5 Prozent. Die CDU schneidet bei den unter 18-Jährigen demnach deutlich schlechter ab (14,6 Prozent). Die AfD hat die 5-Prozent-Hürde bei den Kindern und Jugendlichen nicht geknackt – dafür aber die Piratenpartei (6,3 Prozent) sowie die Tierschutzpartei (8,6 Prozent). „Die AfD hat bei Berlins Kinder und Jugendlichen keine Chance“, kommentiert Moderator Leonard Steinbeck.

„Wichtiger Baustein im Rahmen der politischen Bildung von Jugendlichen“
Die heute bei der U18-Wahl abgegebenen Stimmen fließen zwar nicht in das spätere amtliche Wahlergebnis ein – gewählt werden darf  erst mit 18 Jahren. Das hielt die Ju­gendlichen jedoch nicht davon ab, auf diese Weise ihre politische Meinung kundzutun. „Durch U18-Wahlen, die analog zu den „echten“ Wahlen neun Tage vor dem offiziellen Wahltermin durchgeführt werden, sollen junge Menschen darin unterstützt werden, Politik zu verstehen, Unterschiede in den Partei- und Wahlprogrammen zu erkennen und Versprechen von Politikern zu hinterfragen“, erklärt der Deutsche Bundesjugendring, der die Wahlen organisiert. „Kinder und Jugendliche sollen ihre eigenen Interessen erkennen und formulieren lernen, selbst Antworten auf politische Fragen finden – und aktiv ihre eigene Lebenswelt mitgestalten.“

Auch Ralf Wieland,  Schirmherr der U18-Wahlen und Präsident des Abgeordnetenhaus von Berlin, betonte während der Wahlsendung die Bedeutung des Projektes: „Die U18-Wahlen sind ein wichtiger Baustein im Rahmen der politischen Bildung von Jugendlichen.“ Moderiert wird die Sendung, die live aus dem Berliner Abgeordnetenhaus übertragen wird, von Carolin, Leonard, Lukas – jungen Politikinteressierten. Herzlich bedankten sie sich eingangs bei Markus Lehmann, einem der Gründer von U18, ohne dessen Idee vor genau 20 Jahren es heute vielleicht noch immer keine solche Wahlmöglichkeit für unter 18-Jährige gäbe.

Die U18-Wahl – Richtungsweiser für die offizielle Wahl?
Bei der letzten U18-Wahl zum Berliner Abgeordneten­haus, die am 9. September 2011 stattfand, hatten 26.705 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ih­ren Wahlzettel in 257 Wohllokale abgeben. Wahlsieger waren damals die Grünen mit 23,5 Prozent der Stimmen. Auf Platz 2 landete mit 21,6 Prozent die SPD, gefolgt von der CDU mit 11,5 Prozent, den Piraten mit 9,0 Prozent, der Tierschutzpartei mit 8,9 Prozent sowie der Linken mit 7,0 Prozent. 14 Prozent der Stimmen fielen auf sonstige Parteien. 4 Prozent der abgegebenen Stimmen waren ungültig. Eine genaue Aufschlüsselung der Ergebnisse gibt es hier.

Quelle: Deutscher Bundesjugendring
Quelle: Deutscher Bundesjugendring

Damit haben die unter 18-Jährigen deutlich anders gewählt als der Rest Berlins. Die Grünen kamen bei der offiziellen Wahl auf 17,6 Prozent (U18 23,5 Prozent). Die SPD behauptete sich mit 28,3 Prozent als stärkste Partei (U18 Platz 2 mit 21,6 Prozent) gefolgt von der CDU mit 23,3 Prozent (U18 11,5 Prozent).

 

 

Wer hat’s gesagt? Spreewild-Umfrage zur Abgeordnetenhauswahl 2016 in Berlin

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Wählen mit 16? Seit Jahren ein umstrittes Thema
Bei der symbolischen U18-Wahl ist jeder Berliner unter 18 Jahren dazu berechtigt seine Stimme abzugeben. Darüber, ob das Wahlalter herabgesetzt werden sollte – auf 16 Jahre – wird seit Jahren gestritten. Beförworter argumentieren, die politische Partizipation von Ju­gendlichen müsse gefördert werden. Bei der Übergabe des „Jungen Wahlprogramms“ des Landesjugend­ring (LJR) sprach Katrin Möller von der Linken hinsichtlich des Wahlrechts in Berlin von einer „schizophrenen Situation“. Gemeint war, dass Ju­gendliche auf Bezirksebene ab 16 Jahren wählen dürfen, nicht jedoch auf Landesebene. Gregor Podschun vom Bund der Katholische Jugend Berlin (BDKJ) sagte: „Bevor sie volljährig werden, müssen Jugendliche Steuern zahlen, dürfen Alkohol konsumieren und mit einer Waffe in der Bundes­wehr kämpfen.“ Daher sei es inkonsequent, ihnen nicht das volle Stimmrecht zuzusprechen. Der LJR kritisiert darüber hinaus, dass die Probleme und Anliegen von Jugend­lichen kaum Thema im Wahlkampf n der Landesjugend­ring (LJR) und der Bund der Katholische Jugend Berlin (BDKJ).

Politische Bildung im Vorlauf der Wahl
Vor der U18-Wahl gab es zahlreiche Workshops, Veranstaltungen und Projekte, „um junge Menschen für Politik zu sensibilisieren und zu zeigen, warum Wahlbeteiligung und Demokratie so wichtig sind“, wie ­Katharina Homann von der Koordi­nierungstelle Kinder- und Jugendbe­teiligung Berlin-Mitte erklärt. Sie ist seit 2009 an der Vorbereitung der ­U18-Wahlen beteiligt. Unter ande­­rem organisierte sie die sogenannte „Alex Lounge“, die vergangene Wo­che auf dem Alexanderplatz jungen Menschen Raum bot, sich mit Politik auseinanderzusetzen. Fragen, über die gesprochen wurde, waren etwa: Wie muss sich der Alexanderplatz verändern? Und: Was wünschen sich Kinder und Ju­gendliche für ihren Be­zirk? Weitere Themen, über die im Vorfeld der U18-Wahlen informiert und diskutiert wird, sind die Bil­dungspolitik, der Umwelt­schutz und die Flüchtlings­krise.

U18 startete 1996 in einem Wahllokal in Berlin und ist mittlerweile zu einer der größten politischen Bildungsinitiativen für Kinder und Jugendliche in Deutschland geworden.

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