Sie könnte Berlins jüngste Abgeordnete werden

„Ich will ins Abgeordnetenhaus“: June Tomiak hat es auf die Landesliste der Grünen geschafft. Sie könnte Berlins jüngste Abgeordnete werden

Am 18. September wird ein neues Berliner Abgeordnetenhaus gewählt. Die Landesliste der Berliner Grünen steht. Die Kandidatin auf Platz 15 fällt besonders auf – denn sie ist gerade einmal 19 Jahre alt. Damit hat June Tomiak sehr gute Chancen, ab Herbst die jüngste Abgeordnete Berlins zu werden. Wir haben sie an ihrem voraussichtlich zukünftigen Arbeitsplatz besucht.

June, warum willst du dich, mit gerade einmal 19 Jahren, zur Abgeordneten wählen lassen?
Ich mache schon relativ lange Politik. An meiner Schule war ich Schülersprecherin, später war ich im ­Bezirksschülerausschuss und im Kinder- und Jugendparlament Charlottenburg-Wilmersdorf, wo ich Bildungs- und Jugendpolitik gemacht habe. Politik macht mir einfach Spaß, also habe ich mich entschieden, für das Abgeordnetenhaus zu kandidieren.

Seit 2012 bist du Mitglied der Grünen Jugend und nun auf Platz 15 der Landesliste. Schon jetzt eine beachtliche Laufbahn. Wie hast du das geschafft?
Die Grüne Jugend ist mit ihren Positionen sehr eigenständig und hat oft weitreichendere Forderungen als die Partei. Ich habe lange mit mir gehadert, ob ich Mitglied der Grünen werden will. Vom Jugendverband aus habe ich in die Partei hineingewirkt und mich dann doch dazu entschieden, bei „den Großen“ mitzumachen. Also ja, es ging schon alles recht schnell.

Wie wurdest du in der Partei aufgenommen?
Sehr positiv. Bei den Grünen bekommt man als junger Mensch Förderung und wir sind ja auch eine verhältnismäßig junge Partei. Dass aber so ganz junge Menschen mitmachen, ist eine Seltenheit, bei allen Parteien. Dass das mit der Landesliste klappt, war aber überhaupt nicht abschätzbar. Denn wir sind basisdemokratisch organisiert, heißt, alle Berliner Mitglieder konnten die Liste wählen und man kennt ja nicht jeden, der gewählt werden will. Es kam sehr darauf an, wie ich bei meiner Bewerbung rüberkomme und ob die Mitglieder gut finden, was ich mache.

In deiner Bewerbung bei der Grünen Jugend hast du unter anderem gesagt, du findest Feminismus notwendig.
Genau. Wir haben noch keine Gleichstellung aller Menschen. Es werden nicht alle sexuellen Orientierungen gleichberechtigt behandelt, Ehe für alle gibt es immer noch nicht. Diese Diskriminierungen müssen abgebaut werden, und dafür mache ich mich weiterhin stark.

Im Herbst wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit dein eigenes Büro im Abgeordnetenhaus beziehen und tagtäglich mit vielen älteren Menschen zusammenarbeiten. Was, denkst du, kommt da auf dich zu?
Ganz schön viel Arbeit. Das wird gerade nach der Wahl eine stressige Zeit. Dann wird es darum gehen, welche Koalitionen sich bilden werden und wer regiert und ob die Grünen beteiligt sind. Das ist das, was wir wollen. Wir wollen die Große Koalition abwählen und mitregieren. Danach wird sich zeigen, wie die Fraktion und die Ressorts aufgebaut sind, wer welche Sprecherposten bekommt und wer welche Senatoren-Posten besetzt. Diese Zeit sehe ich positiv. Mit den meisten Leuten verstehe ich mich auch super. Es wird natürlich immer Reibung im politischen Kontext geben. Aber insgesamt wird es sehr harmonisch werden.

Das Interview führte Erik Koszuta

Alle, die lieber Videos mögen, klicken hier.

Das könnte Dich auch interessieren

Kategorien Mitmischen Politik

„Ich träume von Dingen, die es noch nie gegeben hat und frage mich: Warum nicht?“ Das sagte Robert F. Kennedy einmal. Genau so würde auch ich meine Einstellung erklären. Ich mag es, Dinge von neuen Seiten zu denken. Ich habe mit 15 Jahren ein Buch geschrieben und mit 18 Jahren eine eigene Partei gegründet. Meine große Leidenschaft ist die Moderation – die ich in verschiedenen Formaten auslebe. Jetzt, 22 Jahre alt, bin ich unter die Journalisten gegangen und schreibe über das, was ich gerade erlebe und über das, was mir wichtig ist.