Foto: Gerd Metzner

Informiert euch – aber bitte nicht nur via Newsticker

Wer sich heute über das aktuelle Weltgeschehen informieren will, braucht sich nicht mehr durch Berge von Tageszeitungen zu wühlen oder auf die „Tagesschau“ zu warten. Nachrichten gibt es längst to go: In den Newstickern erscheinen die Meldungen im Stichwortformat, in verschiedenen Apps für das Smartphone werden ausgewählte Schlagzeilen präsentiert. Jeder kann immer und überall informiert sein. So scheint es.

Friederike Deichsler mag keine Gespräche, bei denen mit Halbwahrheiten jongliert wird. Foto: Gerd Metzner
Friederike Deichsler mag keine Gespräche, bei denen mit Halbwahrheiten jongliert wird. Foto: Gerd Metzner

Ich möchte nicht missverstanden werden: Natürlich ist es gut, sich für die aktuellen Geschehnisse zu inte­ressieren. Das Problem ist nur: News­ticker geben uns das Gefühl, informiert zu sein, obwohl wir es nicht wirklich sind. Der Klick auf die Nachrichten-App ist so alltäglich geworden wie das Checken der neuesten Facebook-Einträge. Es passiert als Ablenkung von unliebsamen Aufgaben oder als Beschäftigung während einer längeren U-Bahn-Fahrt. Oft nehmen wir die gelesenen Informationen gar nicht richtig auf. Sie gehen unter in der Flut von Nach­richten, die uns täglich überrollt. Und weil die Nachrichtenmenge immer größer wird, gleichzeitig aber auch immer mehr Menschen zugänglich ist, fühlen wir uns unter Druck gesetzt. Bloß nichts verpassen, am besten alles als Erster mitbekommen. Unter diesem scheinbaren Zeitdruck werden oft nur die Kurzmeldungen oder Schlagzeilen beachtet. So konsumieren wir häppchenweise Nachrichten, die unreflektiert aber keine Mahlzeit ergeben.

Newsticker und Nachrichten-Apps sind eine gute Sache, aber sie reichen nicht aus. Es ist – trotz der stetig wachsenden Fülle an Nachrichten – noch immer wichtig, sich intensiv mit den Geschehnissen auseinanderzusetzen. Wir sollten uns aus der vermeintlichen Drucksituation befreien. Es bringt nichts, wenn alle über alles, aber nur oberflächlich informiert sind. Das führt zu umhergeisternden Halbwahrheiten, die wiederum nervenaufreibende, fruchtlose Diskussionen zur Folge haben. Wir sollten lieber den ein oder anderen Artikel mehr zu einem Thema lesen und dafür riskieren, nicht als Erster Bescheid zu wissen. Sich zu informieren ist schließlich kein Wettbewerb.

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Kategorien Klartext Medien Politik Social Media Welt

„Wenn Sie Journalistin werden wollen, sind Sie in diesem Studiengang falsch“, hörte ich im ersten Semester nicht nur einmal. Trotzdem habe ich mittlerweile, mit 22, meinen Abschluss – und arbeite stetig daran, den Zweiflern das Gegenteil zu beweisen. Denn das Schreiben lasse ich mir nicht mehr wegnehmen. Es ersetzt für mich rauschzustandsauslösende Substanzen, es ist mein Ventil, wenn die Gedanken zu laut schreien und kein Platz für ekstatisches Tanzen ist. Schreiben kann ich über all das, wonach niemand fragt, was im Gespräch niemand von mir wissen will. Am spannendsten ist aber, anderen Menschen zuzuhören und ihre Geschichte zu erzählen.