Josephine Valeske ist schockiert über die Hetze gegen Flüchtlinge.
Bis vor drei Wochen war ich für ein Jahr Freiwilligenarbeit in Indien. Ich begegnete fundamentalen Problemen, die wir in Deutschland glücklicherweise nicht mehr bewältigen müssen. Oft fühlte ich mich privilegiert, vor allem, wenn indische Bekannte über Europa wie über ein Paradies sprachen. Manchmal freute ich mich darauf, zurückzukehren in das sichere, einfache Leben, das Land, das sich als fortschrittlich bezeichnet und gern andere über Demokratie und den Rechtsstaat belehrt. Nun bin ich zurück und kann meinen Augen und Ohren kaum trauen: Gewalt und Hetze gegen Flüchtlinge, wohin ich auch sehe. Eine angezündete Turnhalle, in der Asylbewerber leben sollten, ein bayerischer Innenminister, dessen Sprachgebrauch aus dem Mittelalter stammt, und weitere Vorfälle, die mich zweifeln lassen, ob Deutschland sich als fortschrittlich bezeichnen sollte. Inzwischen schäme ich mich oft für das Land, in dem ich geboren wurde.
Was mir unter Schülern und Jugendlichen dazu begegnet, ist Hilflosigkeit. Junge Menschen wollen oft helfen, wissen aber nicht, wie. Dabei ist Helfen so einfach. Jeder kann etwas geben, zum Beispiel Sachspenden oder Arbeitskraft. Vor Kurzem beschrieb auf dieser Seite unsere Jugendreporterin Cordula, wie sie Flüchtlingen ehrenamtlich Deutsch beibringt. Wer sich das nicht zutraut, kann in Flüchtlingsheimen Kinder betreuen, mit ihnen spielen und basteln. Genauso wichtig wie diese praktische Art der Hilfe ist die Werbung um Verständnis und Sachlichkeit. Ob in der Familie, im Freundeskreis, bei den Nachbarn – Vorurteile gegen Ausländer kommen von allen Seiten. Begegnet man ihnen, ist es wichtig, gegenzuhalten. Nicht mitzulachen, sondern Gegenbeispiele zu bringen. Auf Facebook positive Geschichten von Flüchtlingen weiterzugeben. Die eigene Sprache auf rassistische Bemerkungen zu überprüfen.
An vielen Schulen wurden sogenannte Willkommensklassen für Schüler eröffnet, die die deutsche Sprache noch nicht kennen. Das ist wichtig, kann aber auch schnell zur Isolation führen. Gerade Schüler können sich hier engagieren, indem sie mit den neuen Mitschülern sprechen, sie einbeziehen und willkommen heißen. Freundlichkeit ist die niedrigschwelligste Art der Hilfeleistung, und die kann jeder erbringen, egal, wie alt er ist.
Josephine Valeske, 17 Jahre