Konflikte um Zensuren und Strafen

Immer wieder streiten Eltern mit den Lehrern ihrer Kinder

Von Maike Effing, 22 Jahre

 

Im Film „Frau Müller muss weg“ wollen Eltern eine Lehrerin loswerden.
Im Film „Frau Müller muss weg“ wollen Eltern eine Lehrerin loswerden.

Vergangene Woche eskalierte ein Konflikt zwischen Eltern und der Schulleiterin der Grundschule im Taunusviertel in Lichtenrade. Es habe Unregelmäßigkeiten bei der Wahl von Schulgremien und Probleme bei der Suspendierung von Schülern gegeben, lautet der Vorwurf der Eltern. Nun sollen die Rektorin zwei Ex-Schulleiter beraten.

Meist geht man davon aus, dass es vor allem zwischen Lehrern und Schülern zu Problemen kommt. Doch laut Josef Kraus, Präsident des deutschen Lehrerverbandes, und Norman Heise, Vorstandsvorsitzender des Landeselternausschusses, gibt es auch zwischen Lehrern und Eltern immer wieder Streit. Ihnen zufolge lassen sich einige grundlegende Konflikte ausmachen.

Die Notenvergabe ist wohl der Klassiker unter den Streitpunkten an Schulen. Vor allem im Grundschulalter spielen Eltern in diesem Konflikt eine wichtige Rolle, weil laut Heise die Schüler selbst meist entspannter im Bezug auf ihre Zensuren seien als ihre Mütter und Väter, die für ihre Kinder nur das Beste wollen. „Transparenz ist deshalb sehr wichtig“, so Heise, denn genau wie ihre Kinder müssen auch viele Eltern in den ersten Klassen erst lernen, wie eine Bewertung zustande kommt.

Auch disziplinarische Maßnahmen wie Mahnungen und Suspendierungen sind etwas, über das sich Eltern und Lehrer häufig uneins sind. Hier ist es ebenfalls wichtig, dass die Maßstäbe für Bestrafungen klar sind. So dürfen Schüler nicht ohne den Beschluss der Klassenkonferenz vom Unterricht ausgeschlossen werden, wie es in der Grundschule in Lichtenrade passiert sein soll.

Auch mit organisatorischen Maßnahmen wie der Einteilungen der Klassen und den Empfehlungen für die weiterführenden Schulen sind Eltern häufig unzufrieden. Viele möchten, dass ihre Kinder auf das Gymnasium gehen. Sie haben vor allem die Zukunft ihres Nachwuchses im Blick. Die Lehrer achten eher auch darauf, ob der Schüler überfordert sein könnte.

Um Konflikte aus all diesen Problemfeldern zu lösen, sei laut Josef Kraus Kommunikationsbereitschaft wichtig: „Es muss nicht alles gleich rechtlich geregelt werden. Viel wichtiger ist, dass Probleme ehrlich angesprochen werden und ein Vertrauen zwischen Lehrern und Eltern herrscht.“ Allerdings ist es notwendig, dass alle Entscheidungen anfechtbar sind, betont auch der Präsident des Lehrerverbandes, vor allem, weil das Verhältnis zwischen Eltern und Schule in der Praxis häufig gerade nicht von Vertrauen, sondern von Misstrauen geprägt sei.

Elternvertreter Heise räumt ein, dass Eltern gute Möglichkeiten haben, bei Problemen einzugreifen. So seien Mitwirkungsregeln und Elternvertretungen sogar gesetzlich vorgesehen. „Schwierig wird es nur, wenn Rechte wie im Fall der Grundschule in Lichtenrade nicht wahrnehmbar sind“, erklärt Heise. Um so etwas zu verhindern, bieten Elterngremien in vielen Bundesländern sogenannte Elternfortbildungen an, in denen sich Mütter und Väter darüber informieren können, wie sie sich in der Schule einbringen können.

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Kategorien Politik

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