Wir sollten im Unterricht öfter spielen

Julien Hoffmann freut sich über neues Lehrmaterial zum Unterrichtsthema DDR. Foto: Privat
Julien Hoffmann freut sich über neues Lehrmaterial zum Unterrichtsthema DDR. Foto: Privat
Von Julien Hoffmann, 20 Jahre

Politischer Widerstand kann die unterschiedlichsten Formen annehmen: von der Demonstration über die Verbreitung von Flugblättern bis hin zu Gesellschaftsspielen im Stil von Monopoly. Zugegebenermaßen sind die letztgenannten Spiele weniger verbreitet als die anderen Beispiele. Dass sie aber trotzdem wirksam sein können, zeigt Martin Böttger, der als Friedensaktivist während der 1980er-Jahre in der DDR ein Brettspiel entwickelte, das auf ironische Weise Kritik an den Machtstrukturen des Einparteienstaates übt.

Durch Lug, Betrug und Verrat mussten sich die Spieler in „Bürokratopoly“ – einer Mischung aus dem in der DDR verbotenen Monopoly und Risiko – die Position des SED-Generalsekretärs erkämpfen. Im Arbeiter- und Bauernstaat erfreute sich diese etwas andere Form der Opposition vor allem bei jungen Menschen großer Beliebtheit, die sich auf diese Weise spielend über die herrschenden Verhältnisse lustig machen konnten.

Jetzt wird das damals nur per Hand und im Verborgenen vervielfältigte Spiel neu aufgelegt und soll vor allem Schulklassen ein lebensnahes Bild von den Verhältnissen in der DDR während der Teilung vermitteln. Mittels witziger Ereigniskarten und lustiger Spielszenarien gibt es auf der einen Seite einen Eindruck davon, wie stark das Leben der DDR-Bürger von der Bürokratie geprägt war. Auf der anderen Seite erinnert das Spiel gleichzeitig an die Gefahr, der die Opposition in der DDR aufgrund der Übermacht der Stasi ausgesetzt war und die sie zwang, zu kreativen Mitteln zu greifen, wenn sie ihren Unmut über das politische System kundtun wollten.

Für den Unterricht wird das Spiel dazu um Lehrmaterialien erweitert, die dabei helfen sollen, die Vergangenheit schülergerecht aufzuarbeiten. Gerade den Geschichts- oder Politikunterricht, in dem die DDR als Themengebiet lange Zeit vernachlässigt wurde, könnte Bürokratopoly lebensnah ergänzen. Denn dass spielen den Lernprozess um einiges erleichtern kann, gilt mittlerweile als wissenschaftlich erwiesen. Deshalb wäre es sinnvoll, Fächer oder einzelne Themen, die von Schülern oftmals als trocken und langweilig empfunden werden, auf diese Weise etwas aufzulockern. Es wäre deshalb schön, wenn Bürokratopoly beispielgebend wäre und auch in anderen Fachbereichen Schule machen würde. Zumal Schulen das Spiel kostenlos beziehen können.

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