Neue Lehrer, mehr Platz und weniger Fehltage

Hinter diesen Türen, durch die wir nun wieder ein Jahr lang jeden Morgen gehen werden, wird sich in den kommenden Monaten viel ändern. Foto: DPA
Hinter diesen Türen, durch die wir nun wieder ein Jahr lang jeden Morgen gehen werden, wird sich in den kommenden Monaten viel ändern. Foto: DPA
Ab diesem Schuljahr ändert sich für Berliner Schüler einiges. Die wichtigsten Neuerungen im Überblick

Von Julien Hoffmann, 20 Jahre

Eltern, die ohnehin der Meinung waren, dass ihre Kinder viel zu lange Urlaub hatten, dürften die vergangene Woche lange herbeigesehnt haben: Endlich ist es vorbei mit dem endlosen Ausschlafen und sorglosen In-den-Tag-Hineinleben. Seit sieben Tagen gibt es wieder einen Stundenplan statt eines Konzert-, Party- und Urlaubsplaners. Damit einhergehen: massenhaft Hausaufgaben, quälende Klassenarbeiten und gnadenlose Cooper-Tests. Glücklich die 30 090 Erstklässler, die von alledem noch nichts wissen. Für sie beginnt der Ernst des Lebens heute.

Doch was verändert sich für die rund 420 300 Berliner Schüler in diesem Schuljahr? Der Senat hat das Schulwesen an vielen Stellen verändert. Die Jugendredaktion liefert einen Überblick über die Neuerungen, die uns im Klassenraum erwarten.

Lehrermangel: Das wahrscheinlich größte Problem an Berliner Schulen. „Der Schulbeginn steht unter dem Einfluss der wachsenden Stadt“, sagte Sandra Scheeres, Senatorin für Bildung, Jugend und Wissenschaft. Steigende Schülerzahlen, die Wiedereinführung der Altersermäßigung sowie ein enormer Zuzug von außerhalb machten um die 2 000 neue Lehrerstellen notwendig. Durch gezielte Werbekampagnen in anderen Bundesländern und den Rückgriff auf knapp 300 Quereinsteiger wurde dieses Ziel auch erreicht. „Wir haben erfolgreich die Werbetrommel gerührt“, sagt Scheeres treffend. Auf Schulausfall aufgrund von Lehrermangel darf also niemand hoffen. Dass von den Stellen fast 15 Prozent mit Quereinsteigern besetzt werden mussten, sieht die Bildungssenatorin nicht kritisch. So betont sie vor allem die Praxiserfahrung der Umsattler. Einige hätten sich dabei sogar auch schon im pädagogischen Bereich bewähren können, etwa als Vertretungslehrer oder als Dozenten an der Universität. Nichtsdestotrotz müssen sich die Quereinsteiger noch einer speziellen Schulung unter­ziehen: In einem 18-monatigen 
Vorbereitungsdienst sollen sie Kompetenzen im didaktischen und methodischen Bereich erlernen. Weil jedoch gerade solche Lehrkräfte, die nur ein Fach unterrichten und deshalb ein zweites Fach berufsbegleitend nachstudieren müssen, unter einer enormen Belastung stehen, sieht der Senat hier entsprechende Entlastungsmöglichkeiten vor. Quereinsteiger haben zum Beispiel die Wahl, ob sie 19 oder 13 Stunden die Woche unterrichten wollen.


Viel zu tun gibt es im kommenden Schuljahr nicht nur für die Schüler, sondern auch für Bildungssenatorin Sandra Scheeres. Foto: DPA
Viel zu tun gibt es im kommenden Schuljahr nicht nur für die Schüler, sondern auch für Bildungssenatorin Sandra Scheeres. Foto: DPA

Schwänzen schwer gemacht: Unentschuldigtes Fehlen soll schneller Konsequenzen haben. Bisher haben die Schulen die Versäumnisanzeigen an die Schulämter der Bezirke erst übersandt, wenn ein Schüler an zehn aufeinanderfolgenden Tagen unentschuldigt fehlte. Ab diesem Jahr wird bereits nach fünf unentschuldigten Fehltagen eingeschritten. Dabei müssen die Tage
auch nicht aufeinanderfolgen. So soll schneller gegengesteuert werden können.

Strengere Regelung des Zugangs zum Gymnasium: Ab sofort wird der Zugang zum Gymnasium erschwert: Wenn der Zeugnisdurchschnitt 3,0 oder höher ist, müssen künftig Beratungsgespräche vor der Anmeldung geführt werden. Durch diese Regelung soll Kindern ein späterer Schulwechsel zum Beispiel auf eine Sekundarschule erspart bleiben.

Zentralabitur: Weitere Änderungen nahm der Senat beim Zentralabitur vor. Bis vor Kurzem umfasste dieses noch die Fächer Deutsch, Mathematik, Biologie, Geografie und die erste Fremdsprache. Ab dem neuen Schuljahr kommen Chemie, Physik und Geschichte dazu. 


Neuer Lebensabschnitt: Große Aufmerksamkeit wird auch den Abc-Schützen geschenkt, die heute eingeschult werden. Insbesondere bei der Sprachförderung wurde hier viel getan. So erhalten Kinder, bei denen im Sprachtest DeutschPlus4 ein Defizit festgestellt werden konnte, eine Sprachförderung von 18 Monaten, die die Schüler noch vor Schulbeginn auf den Unterricht vorbereiten soll. Scheeres sagte dazu: „Mit der Ausweitung der Unterstützung sorgen wir dafür, dass Rückstände möglichst vor der Einschulung ausgeglichen werden und Kinder damit bessere Chancen in der Schule haben.“ Der neue Lebensabschnitt sei sowohl für die Eltern als auch die Kinder eine Herausforderung.

Mehr Geld für mehr Platz: Mehr Schüler benötigen logischerweise mehr Platz. Für ein umfangreiches Sanierungs- und Bauvorhaben investierte Berlin dieses Jahr 64,3 Millionen Euro. Dabei geht es vor allem um die Instandsetzung von Klassenräumen, Sport-, Sanitär- und Heizungsanlagen, Dächern, Fassaden und Fenstern. Wird kurzfristig mehr Platz benötigt, können auch sogenannte modulare Ergänzungsbauten errichtet werden. Scheeres versicherte, dass es sich dabei nicht um „Containerklassen“, sondern um Gebäude mit „hoher Qualität und guter Ausstattung“ handele.

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Kategorien Politik

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