Prominente Frage

Maite Kelly fragt die Jugendredaktion: „Warum seid ihr so stark?“

Maite Kelly 
ist Sängerin. Zuletzt erschien ihr Album „Wie ich bin“. Foto: DDP
Maite Kelly 
ist Sängerin. Zuletzt erschien ihr Album „Wie ich bin“. Foto: DDP

Die Jugendredaktion antwortet: Liebe Maite Kelly, ich fürchte, wir sehen für euch Erwachsene leider nur so stark aus. Der Grund dafür ist meiner Meinung nach, dass Erwachsene, wenn sie auf uns schauen, immer daran denken müssen, dass, als sie Jugendliche waren, alles irgendwie noch einfacher war. War es auch, die Kämpfe waren nicht so hart, die Schere zwischen Arm und Reich war nicht so groß. Außerdem konnte man noch draußen spielen und Fahrrad ohne Helm fahren.

Schlechtere Chancen als früher

Die meisten Hürden, die es für euch gab, ließen sich irgendwie überwinden. Es war nicht ungewöhnlich, dass Schüler Abitur machten und studierten, deren Eltern eine einfache Lehre gemacht hatten. Und wer es nicht schaffte, obwohl seine Eltern schon Akademiker waren, war einfach anti und damit auch irgendwie cool. Heute gelten Akademikerkinder, die das Abitur nicht machen, auch unter Gleichaltrigen als Versager. Und die Chancen von Schülern, deren Eltern keine Akademiker sind, sind, wie Studien zeigen, schlecht.

Das Problem heute ist, dass jeder schon mit 15 Jahren auf sein Berufsziel hinarbeiten sollte, möglichst exzellent quer durch die Bank. Wir werden immer früher miteinander verglichen. Wer den Leistungsstandard nicht schafft, hat verloren. Und wer es zu gut schafft, wird gemobbt, so wie früher.

So superstark, wie es für viele Erwachsene den Anschein hat, sind wir in Wirklichkeit oft gar nicht. Foto: Fotolia / Jeanette Dietl
So superstark, wie es für viele Erwachsene den Anschein hat, sind wir in Wirklichkeit oft gar nicht. Foto: Fotolia / Jeanette Dietl

Rückhalt aus dem Netz

Aber die Art und Weise, in der wir mit solchen Rückschlägen und Problemen umgehen, hat sich geändert. Früher hat man sich Luft machen müssen. Man ist in Selbstmitleid versunken oder hat sich gewehrt – es war offensichtlicher, dass es einem nicht gut geht, die Mitmenschen haben etwas davon mitgekriegt. Wenn wir heute in der realen Welt den Rückhalt verlieren, finden ihn viele Jugendliche online. Irgendwo auf dieser vernetzten, großen Welt gibt es doch immer jemanden, der einen versteht oder dem es wenigstens genauso schlecht geht.

Wir erscheinen wohl auch so stark, weil wir uns nach außen nicht mehr so viel anmerken lassen, wenn es uns nicht gut geht. Aber wenn Erwachsene deshalb denken, es gäbe für uns keine traurigen Minuten, in denen wir ängstlich sind: Doch, die gibt es.

Ihre Carola Wondrak (21 Jahre)

 

Prominente müssen der Presse ständig Tausende Fragen beantworten. Die Jugendredaktion dreht den Spieß um: Wir geben den Prominenten Antworten – auf alle Fragen dieser Welt.

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Kategorien Politik

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