Foto: Vivian Yurdakul

Jugendprojekte packen Probleme an der Wurzel

Lea Krüger wünscht sich mehr Förderung für politische Bildung.

Von Lea Krüger, 21 Jahre

Wenn es in der Schule um Antisemitismus geht, war das bislang vor allem im Zusammenhang mit Rechtsextremismus der Fall. Bei Demonstrationen, die als Protest gegen die Nahost-Politik Israels angekündigt worden waren, kam es nun zu hasserfüllten Äußerungen gegen Juden. Viele der Demonstranten waren junge Muslime. Die Rufe und Plakatsprüche einiger von ihnen haben nun zu einer Diskussion darüber geführt, dass es auch unter den Muslimen in Deutschland Antisemiten gibt. Eine Ursache dafür ist der Konflikt zwischen dem jüdischen Staat Israel und Palästina, wo viele Muslime Leben.

Ein Weg, dem vorzubeugen, ist rechtzeitige Aufklärung von Jugendlichen. Eine der ersten Initiativen, die das erkannt hat, ist die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus. Bereits 2003 gegründet, hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, an Schulen zu gehen und Klassen mit vielen muslimischen Schülern über den Nahost- Konflikt zu informieren und so Antisemitismus zu verhindern. Mit anderen Worten: Das Problem, das vielen Politikern erst jetzt bewusst geworden ist, bekämpft die Initiative bereits seit zehn Jahren. Durch die Arbeit mit Jugendlichen kann das Problem an der Wurzel gepackt werden. Die Initiative klärt auf und führt junge Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen. So lernen sie, andere Religionen zu akzeptieren und friedlich miteinander umzugehen. Seit 2013 gibt es allerdings vom Bundesfamilienministerium keine Förderung mehr für die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus. Geld vom Bund erhält die Initiative erst 2015 wieder.

Weil der Staat die Förderung gestrichen hat, mussten alle Mitarbeiter entlassen werden, und das Projekt hätte ganz aufgegeben werden müssen, wenn sie nicht als ehrenamtliche Helfer weiterarbeiten würden. Das ist gut, denn der Ansatz der Initiative ist richtig. Die Frage ist nur, warum der Staat solche Projekte nicht besser fördert?

Die Kreuzberger Initiative ist nicht das einzige gemeinnützige Projekt, das betroffen ist. Viele Initiativen mit wichtigen Anliegen werden nicht genügend unterstützt. Wenn dann aber, so wie jetzt, die Probleme, die sie bekämpfen wollen, plötzlich groß werden, wundern sich alle.

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