Von Aniko Schusterius, 18 Jahre
Pünktlich zum Schuljahresende hat die Senatsbildungsverwaltung die Abiturdurchschnittsnote für Berlin sowie eine Liste der besten Berliner Schulen veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass der Notendurchschnitt der vergangenen Jahre von 2,4 gehalten wurde. Daneben sank die Quote der durchgefallenen Abiturienten von 4,3 auf 2,9 Prozent. Die gute Nachricht: Wir Berliner Schüler sind also doch nicht so bildungsfern, wie häufig behauptet wird. Allerdings fällt auf, dass die Liste der besten Schulen von privaten Einrichtungen angeführt wird. Und das ist nicht erst seit diesem Jahr so. Die Elitenbildung an den Privatschulen könnte für viele Abiturienten der staatlichen Schulen in diesem Jahrgang ein Hindernis bei der Ausbildungs- und Studienplatzsuche werden.
Privatschulen werden beliebter – Familien, die es sich leisten können, zahlen sehr viel für den vermeintlich besseren Unterricht. Das könnte dazu führen, dass gute Bildung vom Geld abhängig wird. Denn Jugendliche, deren Eltern nicht so viel verdienen, besuchen weiterhin die staatlichen Schulen.
Die Studie „Allgemeine Privatschulen in Deutschland“ der Friedrich-Ebert-Stiftung zeigte bereits 2010 auf, dass Privatschüler eigentlich nicht klüger sind als Schüler staatlicher Schulen. Wissenstests ergaben, dass Privatschüler nicht mehr oder weniger wissen als Gleichaltrige, die eine staatliche Schule besuchen. Bessere Beurteilungen für gleiche Leistungen brachten Privatschülern schon damals bessere Noten und damit höhere Chancen auf die begehrtesten Studien- und Ausbildungsplätze. Im Klartext: Die Bewertung an Privatschulen ist weniger hart als an staatlichen. Das ist schön für die Privatschüler, aber unfair für alle anderen. Und es spricht nichts dafür, dass sich seitdem etwas geändert hat – auch, weil die Politik bisher nichts dafür getan hat.
Dass bessere Noten damit quasi käuflich sind, ist eine große Schwäche in unserem Bildungssystem, die aber kaum Aufmerksamkeit erfährt. Schüler haben nicht nur ein Recht auf gute Bildung, egal aus welcher sozialen Schicht sie stammen, sondern auch darauf, dass für die gleiche Leistung alle gleich bewertet werden.
Haben Privatschüler es leichter als Jugendliche an staatlichen Schulen?