Was auf den Tisch kommt

Das Berliner Schulessen steht in der Kritik. Einige Schulen nehmen es selbst in die Hand, ihre Verpflegung zu verbessern
Von Ceren Isak, 22 Jahre

Schulessen in einer offenen Ganztagsschule
Solches Essen kommt in den meisten Schulen nur auf den Tisch, wenn Lehrer und Schüler es selbst zubereiten.
Foto: DPA/Roland Weihrauch

Instant-Rührei mit Tiefkühlspinat, verkochte Kartoffeln in undefinierbarer brauner Soße und einmal in der Woche Grießbrei – für viele Jugendliche ist gesunde Ernährung in der Schule nicht selbstverständlich. Während bei einer Neuausschreibung der Cateringaufträge vor einigen Monaten wieder vor allem die herkömmlichen Verköstiger zum Zuge kamen, scheint sich an einigen Schulen nun ein Trend zur Selbstverpflegung zu verstärken. 
Am vergangenen Mittwoch etwa hatte sich eine Gruppe aus Dritt- bis Fünftklässlern im Kochatelier Mitte versammelt, um von Profiköchen zu lernen, wie man gesundes Essen zubereitet. Sie drehten Nudelteig durch Walzen und panierten Hühnerbrust mit Nussmehl und Cornflakes. Die Schüler kamen von der Carl-Kraemer-Grundschule, einer Ganztagsschule, die auf gesundes Mittagessen besonderen Wert legt und sogar eine Koch-AG unterhält. Seit zehn Jahren nimmt die Schule an der Ernährungskampagne „5 am Tag für Kids“ teil, die von der Berliner Krebsgesellschaft initiiert wurde und von der Europäischen Union unterstützt wird. Der Name nimmt darauf Bezug, dass man täglich fünf Portionen Obst und Gemüse essen sollte. Ziel des Projekts ist es, Kindern nahe­zubringen, wie wichtig eine gesunde Ernährung während der Schulzeit ist. „Rund 30 Prozent aller Krebserkrankungen sind auf einen ungesunden Lebensstil, zu dem auch die Ernährung gehört, zurückzuführen“, erläutert Maren Müller, Pressereferentin der Krebsgesellschaft das Engagement. 
2009 rief die Kampagne das EU-Schulobstprogramm ins Leben. In dessen Rahmen erhalten Grundschulen in den Bundesländern, die daran teilnehmen, täglich für wenig Geld Obstlieferungen. 75 Prozent der Kosten trägt die EU, für den Rest kommen die Mitgliedsstaaten auf. Derzeit nehmen acht Bundesländer teil. Berlin ist nicht darunter. Allerdings können die Berliner Schulen individuell entscheiden, ob sie das Angebot in Anspruch nehmen möchten. Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft informiert die Berliner Schulen regelmäßig über dieses Angebot, teilt Ilja Koschembar, Pressesprecher der Bildungsverwaltung, mit. Auch die Einrichtung von Koch-AGs, wie es sie inzwischen auch an mehreren Oberschulen gebe, sei zu begrüßen. 
Zwar werden die Schulen in aller Regel nicht ganz unabhängig von den Caterern. Es gibt aber an einigen Schulen Schülerfirmen, die von Jugendlichen selbst gegründet wurden, um ihre Klassenkameraden mit Essen zu versorgen. Sie betreiben dann zum Beispiel das Schulbistro selbst. Die Senatsbildungsverwaltung unterstützt den Verein „Vernetzungsstelle Schulverpflegung Berlin“, der Schulen dabei berät, wie sie ihre Schüler besser ernähren können.

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