Homophobie ist nicht nur ein Problem in Russland

Foto: manwalk(pixelio.de
Foto: manwalk(pixelio.de

In dem Land leiden Homosexuelle unter Diskriminierung. Doch wie ist es hierzulande? Eine Umfrage unter Jugendlichen

 

Stellt euch vor, ihr werdet 18 Jahre alt und habt zuvor noch nie die Worte schwul und lesbisch gehört und wisst nicht, was sie bedeuten. Heutzutage unmöglich? Nicht in Russland, wenn es nach dem Willen der dortigen Regierung geht. Seit Juni gilt dort ein Gesetz, das Äußerungen zu Homosexualität im Beisein Minderjähriger unter Strafe stellt. Russische Homosexuelle berichten von Diskriminierung und Gewalt. 2014 sollen in Russland die Olympischen Winterspiele ausgetragen werden. Schwule und lesbische Sportler befürchten, dort diskriminiert zu werden. Diesen Sonnabend demonstrierten in Berlin ab 12 Uhr rund 4 000 Menschen dafür, Russland von den Spielen auszuschließen. Ziel des Zuges vom Kurfürstendamm zur russischen Botschaft in Mitte war auch, die deutsche Regierung dazu zu bringen, sich gegen Russlands Politik auszusprechen. Aber ist Homophobie nur ein Pro­blem in Russland? Wir haben uns unter Berliner Jugendlichen umgehört, wie sie den Umgang mit Homosexualität im Alltag erleben.

 

Ich bin schwul und hatte in der Sekundarstufe I unter Mobbing zu leiden. Aber in der Sekundarstufe II gab es immer mehr Leute, die toleranter wurden oder sich sogar solidarisiert haben. Aber Homophobie gibt es in unserer Gesellschaft. Was die Gesellschaft von Schwulen denkt – wir wären Schlampen, Tunten und hätten alle HIV – zeugt von Voreingenommenheit. Insgesamt würde ich aber sagen, es gibt einen Rückgang der Homophobie. (Eric, 18 Jahre)

 

Ich bin nicht homosexuell, also habe ich keine persönlichen Erfahrungen. Aber natürlich erlebt man ständig, dass Homosexuelle diskriminiert werden und wenn man etwas dagegen sagt, wird man nicht ernst genommen, weil viele das, was sie tun und sagen, oft selbst nicht mal als beleidigend ansehen wollen. Da gibt es so weltfremde Ansichten, es wäre „nicht von der Natur vorgesehen, wenn Mann und Mann beieinanderliegen“ und wir müssten „die Heiligkeit der Familie und Ehe bewahren“. (Luise, 16 Jahre)

 

Ich hatte eigentlich noch nie Pro­bleme, die Leute haben meine Homosexualität bisher sehr gut aufgenommen. Aber ich bewege mich auch in ziemlich toleranten Kreisen. Allerdings denke ich, dass Homophobie trotzdem in Deutschland ein großes Thema ist, da viele Homosexualität als unnatürlich und falsch ansehen – sei es nun aus religiösen Gründen oder einfach aus Unverständnis. (Christopher, 18 Jahre)

 

In meiner Schule ist Homophobie leider sehr verbreitet. Wir haben, soweit ich weiß, keine einzige offen lesbische oder offen schwule Person an der Schule und wenn es jemanden gäbe, hätte er oder sie mit hundertprozentiger Sicherheit mit Mobbing zu rechnen – Schwule übrigens noch sehr viel stärker als Lesben. Ich finde, das ist eine absolute Katastrophe und wirklich sehr traurig, aber die Lehrer trauen sich an das Thema leider nicht heran und auch sonst kommt von keiner Seite Widerstand. (Kaya, 17 Jahre)

 

 

Das könnte Dich auch interessieren

Kategorien Politik

Auf spreewild.de berichten wir über alles, was uns bewegt – über Schule, Politik und Freizeit, Liebesglück und -kummer oder den Schlamassel mit der eigenen Zukunft. Wir bieten Hintergrundgeschichten zu den Artikeln, die wir auf der Jugendseite veröffentlicht haben, stellen Fotos und Videos ins Netz. Dazu gibt es die Fotoserien der Jugendredaktion, Musik-, Buch- und Filmbesprechungen sowie all die Fragen, die uns die Prominenten jede Woche stellen.