Viel Rauch um nichts

Grillmeister bei der Arbeit. Foto: Pixelio/Rainer Sturm
Grillmeister bei der Arbeit. Foto: Pixelio/Rainer Sturm

Von Miriam Kniep, 23 Jahre

 

Wie eine dunkle Wolkenfront überschatteten in dieser Woche zwei Wörter die gemütlichen Grillabende vieler Deutscher und man blickte mit Angstschweiß auf das geliebte Steak: „Veggie Day“. Aus dem Wahlprogramm der Grünen entnommen, avancierte dieser Anglizismus schnell zum Reizbegriff. Man will uns ans Fleisch!

Die relativ nüchtern formulierte Forderung der Grünen, „Öffentliche Kantinen sollen Vorreiterfunktionen übernehmen.“ Angebote von vegetarischen und veganen Gerichten und ein Veggie Day, ein Tag an dem kein Fleisch serviert wird, sollten zum Standard werden. Das ließ die Gemüter kochen und erfuhr sogleich heftigen Widerstand. Die Fleischliebhaber der Jungen Liberalen (JuLis) und der Jungen Union (JU) begriffen sofort, dass man im Wahlkampf eben auch Krieger braucht und die, um bei Kräften zu bleiben ihr täglich Würstchen. Die Jugendverbände von FDP und CDU solidarisierten sich und lud via Facebook zu einer gemeinsamen Aktion ein. Grillen für den Widerstand. Treffpunkt: vor der Parteizentrale der GRÜNEN in Berlin. Und wie es sich für den Parteinachwuchs gehört, brachte man nicht nur Grill und Bouletten mit, sondern natürlich auch eine fundierte Meinung, die es galt, dem potentiellen Wähler zu vermitteln. So zierten Plakate mit griffigen Sprüchen wie „Kantine ohne Fleisch ist wie K(ü)nast“ oder „Burgerrechte stärken“ am Montag den Platz vor der Parteizentrale der Grünen. Um ihr Bemühen um die Fragen, die den Bürger wirklich bewegen, zu dokumentieren, wurden anschließend zahlreiche Bilder bei Facebook hochgeladen.

Am Mittwoch glaubten alt eingefleischte FDPler und CDUler, die sich eventuell beim Betrachten der Fotos des Nachwuchses fremdschämten, kurz aufatmen zu können. Auf der Satireseite hedonist-international.org wurde von einer Sektion „FLEISCH-DP“ berichtet, die verkleidet als Junge Liberale zu dieser Aktion aufgerufen haben soll. „Es ist schön zu sehen, was für banale Aktionen man der FDP zutraut und deswegen unsere Aktion für bare Münze nimmt.“, wurde auf der Seite erklärt. Also doch nur Satire? Peinlicherweise nein, JuLis und JU stellten klar, dass sie die Verantwortlichen für das Protestgrillen waren, denn schließlich ist ihnen der Kampf um das tägliche Stück Fleisch blutiger Ernst.

 

 

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Kategorien Politik

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