Mehr Schutz für gestresste Lehrer hilft Schülern

Bill Schneider: "Lehrer sind auch nur Menschn – zum Glück." Foto: privat
Bill Schneider weiß, dass der Job eines Lehrers sehr stressig sein kann. Foto: privat

 

Bill Schneider, 18 Jahre

 

Eine Überraschung erlebte manch ein Berliner Schüler, als er vor zwei Wochen nach dem Ende der Sommerferien das Schulgebäude betrat. Am Vertretungsplan ein ungewohntes Bild: Die Deutschlehrerin, die im letzten Halbjahr so lange gefehlt hat, wird nicht mehr von der jungen Vertretungslehrerin ersetzt. Und auch beim Musikunterricht findet sich im Glaskasten mit den Aushängen kein Ausfall-Vermerk mehr.

 

Strengere Amtsärzte

 

Während vor einem Jahr noch fast 1 500 Lehrer länger als drei Monate krank waren – was gemeinhin als „dauerkrank“ bezeichnet wird – sind es zu Beginn dieses neuen Schuljahres nur noch knapp 1 100. Die Entwicklung geht wahrscheinlich auf striktere Maßnahmen zurück, die neuerdings eingeleitet werden, wenn ein Lehrer besonders lange krank ist. Amtsärzte untersuchen solche Fälle nun viel eher. Häufig bestellt der Amtsarzt einen Lehrer auch ein, was bisher seltener der Fall war. Resultat: Mehr Lehrer wurden in den Vorruhestand geschickt. Sie erhalten dann keine vollen Beamtenbezüge mehr, was früher auch bei jahrelanger Krankheit möglich war. Außerdem hat der Senat das Budget für Arbeitsschutzmaßnahmen der Lehrer erhöht.

 

Undankbar und anstrengend

 

Die Schule ist wahrscheinlich einer der schwierigsten Arbeitsplätze. Der Lehrerberuf kann ein schönes, aber auch ein sehr anstrengendes und undankbares Metier sein. Als Schüler weiß man, dass Lehrer jeden Tag auf eine harte Probe gestellt werden und dass die Tätigkeit mit sehr viel Stress verbunden ist. Häufig leidet das Schulpersonal an Erschöpfungskrankheiten wie dem Burn-out-Syndrom. Es ist deshalb falsch, Lehrer unter einen Generalverdacht zu stellen und den Vorwurf zu erheben, lang erkrankte Lehrer würden schummeln. Das Vorgehen der Senatsverwaltung ermöglicht es jedoch, dass Lehrerstellen zeitiger mit neuem, jüngerem Personal besetzt werden können. Jahrelang erkrankte Lehrer können somit in den Ruhestand gehen und sind keine Angelegenheit für den Vertretungsplan mehr.

Die Ausgaben des Berliner Senats für die Arbeitsschutzmaßnahmen wurden auf gerade mal 800 000 Euro erhöht. Es sollte der Politik eigentlich mehr Geld wert sein, dass Lehrer lange und zufrieden ihren Beruf ausüben können. Die Langzeiterkrankten kosteten den Senat im letzten Jahr 50 Millionen Euro. Sowohl die erkrankten Lehrer als auch der Senat würden also profitieren, wenn die neuen Investitionen nicht erst im Krankheitsfall beim Amtsarzt ankämen.

 

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Kategorien Politik

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