Von Josephine Valeske, 17 Jahre
Als „mega-social“ und „trendy“ wird die Webseite in den Ankündigungen gepriesen, sie soll „fette Dialoge“ ermöglichen und so in die „super gediegene“ Jugendsprache einführen. Was wirkt wie der misslungene Versuch einer Zehnjährigen, sich bei älteren Geschwistern anzubiedern, entsprang in Wirklichkeit den Federn von Werbestrategen des Langenscheidt-Verlags, die für den neuen Internetauftritt des Projektes „Jugendwort des Jahres“ werben. Die Abstimmung über das Jugendwort 2013 hat in dieser Woche begonnen.
Nun ist das so eine Sache mit den jungen Wörtern. Anders, als viele Firmen denken, fühlen wir Jugendlichen uns nicht angesprochen, sondern eher auf den Arm genommen, wenn Unternehmen die sogenannte Jugendsprache zu Werbezwecken nutzen. Denn die Wendungen und Wörter, die junge Leute verwenden, leben davon, dass sie eben keine erlernbare Sprache formen, die Erwachsene sich aneignen können, sondern einen für Außenstehende unverständlichen Code. Abgesehen davon achten die Erwachsenen stets darauf, alles Vulgäre auszulassen, sodass das Ergebnis gar nicht mehr authentisch sein kann: Korrekte Jugendsprache ist ebenso ein Widerspruch in sich wie konkrete Politikersprache.
Leider ist auch Langenscheidt in die Anbiederungs-Falle getappt. Diejenigen unter uns, die sich ernsthaft mit dem Thema der Sprachveränderung beschäftigen wollen, fühlen sich eher abgestoßen von der neuen Webseite, die mit Überschriften wie „Gehst du Facebook oder Schule?“ um sich wirft und englische Ausdrücke anscheinend per Zufallsgenerator an unmöglichen Stellen in den Texten verteilt.
Problematisch dabei ist außerdem, dass die Jury meist Wörter erwählt, die sowieso kaum jemand benutzt (zum Beispiel „Gammelfleischparty“ im Jahr 2008, angeblich die jugendliche Bezeichnung für Ü-30-Partys), und dass ein so gekürtes Wort, wenn es denn je verwendet wurde, rapide an Coolness verliert und höchstens noch in Gesprächen auftaucht, in denen sich über die Langenscheidt-Kampagne lustig gemacht wird. Und um eine Kampagne handelt es sich, denn die Wahl ist nichts anderes als eine Werbeaktion für das Unternehmen. Der Slogan „Sprache die nicht wächst ist tot“ (man beachte die Einhaltung der Kommaregeln – da soll sich keiner beschweren, wenn wir Jugendlichen diese später nicht beherrschen) hat zwar einen hohen Wahrheitsgehalt, ob aber Langenscheidt mit der jährlichen Kür des Jugendwortes und der regelmäßigen Veröffentlichung eines Wörterbuchs der Jugendsprache zum Wachstum der Sprache beiträgt, ist zweifelhaft.
Benutzt ihr Wörter, die ihr selbst „jugendlich“ findet? Diskutiert mit uns.