Berlins Schultoiletten sind berüchtigt. An der Anna-Lindh-Grundschule protestieren nun die Eltern
Von Gülsün Cakmak, 16 Jahre
Der Geruch schlägt einem schon auf dem Flur in die Nase. Beim Betreten der Schultoiletten der Anna-Lindh-Grundschule im Wedding überwältigt einen eine Wolke des Gestanks. Mit diesem Problem ist die Grundschule, die ansonsten einen guten Ruf hat, nicht allein. Schmutzige, kaputte und veraltete Toiletten gibt es an vielen Berliner Bildungseinrichtungen. Aber die Anna-Lindh-Schule ist eine der am schlimmsten betroffenen – so sehr, dass sich inzwischen sogar die Eltern eingeschaltet haben, um etwas dagegen zu tun.
Die Mehrheit der Schüler verkneift sich den Gang auf den unhygienischen stillen Ort während der Unterrichtszeit und geht erst zu Hause wieder auf die Toilette.
Bisher ist es den Eltern der Grundschüler noch nicht gelungen, etwas daran zu ändern. Streit gibt es an der Schule unter anderem darüber, ob es überhaupt Aufgabe der Mütter und Väter ist, für saubere Toiletten zu sorgen und nicht doch eher die der Schulleitung. Seit längerer Zeit laden die Eltern bekannte Persönlichkeiten ein, damit diese sich ein Bild von der Situation machen. Zuletzt den bildungspolitischen Sprecher der Grünen in Berlin, Özcan Mutlu, der Ende April die Schule besuchte. Özcan Mutlu beschrieb die Situation als nicht akzeptabel: „Ich finde es unmöglich, dass eine Schule solche Toiletten hat“, sagte er.
Doch nicht nur zwischen Schulleitung und Eltern gibt es Unstimmigkeiten darüber, wer die Verantwortung für die Schultoiletten trägt, auch der Bezirk und die Senatsverwaltung sehen die jeweils andere Institution in der Pflicht, sich um bessere Toiletten zu kümmern. Um diese Auseinandersetzung zu klären, sicherte Özcan Mutlu zu, eine Anfrage an das Abgeordnetenhaus zu stellen. Wer in dieser Diskussion allerdings vollkommen vergessen wird: die Schüler. Sie können zwar nicht dafür sorgen, dass die Toiletten moderner werden, aber immerhin dazu beitragen, sie künftig besser sauber zu halten.
Um das Verantwortungsbewusstsein bei den Schülern zu stärken, müssten aktive Maßnahmen ergriffen werden, die sowohl den Einzelnen als auch die Gemeinschaft betreffen, fordern die Eltern. Sie denken dabei zum Beispiel an gemeinsame Putzaktionen der Schüler. Denn mit ein bisschen mehr Verantwortungsgefühl aller Beteiligten könnte man das Problem zumindest verkleinern – sogar ohne Hilfe aus der Politik.