Antisemitismus an Schulen bekämpfen

Deborah Hermanns: „Antisemitismus ist ein Problem an Schulen.“ Foto: privat
Deborah Hermanns: „Antisemitismus ist ein Problem an Schulen.“ Foto: privat

Von Deborah Hermanns, 20 Jahre

 

Vergangene Woche wurde ein junger Mann vor einer Disco angegriffen. Die Ursache: Er trug ein pro-israelisches T-Shirt und sagte, dass er Jude sei. Wenige Tage zuvor wurde die Wohnungstür einer Friedenauerin mit antisemitischen Parolen beschmiert und ein Böller in ihren Briefkasten geworfen. Der Grund: Sie engagiert sich für Stolpersteine, die an Juden erinnern, die im Nationalsozialismus verfolgt wurden.

Beide Fälle zeigen, dass Antisemitismus in unserer Gesellschaft immer noch weit verbreitet ist. Das belegt auch der letzte Antisemitismus-Bericht der Bundesregierung von 2011. Laut ihm sind die Motive für die Feindlichkeit gegen Juden sehr wandelbar, haben in den letzten Jahren immer neue Formen angenommen und speisen sich nicht nur aus alten Klischees. So wird Kritik an Israels Politik im Nahostkonflikt oft pauschal auf das Judentum insgesamt übertragen. Dass es solche Vorurteile auch unter Jugendlichen gibt, zeigt sich unter anderem daran, dass einer ihrer wichtigsten Verbreitungswege heute das Internet und die sozialen Medien sind.

Die Berliner SPD hat nun einen wichtigen Schritt zur Bekämpfung des Phänomens getan. Auf ihrem Landesparteitag am vergangenen Wochenende hat sie einen Antrag verabschiedet, der vorsieht, dass Pädagogen künftig verpflichtend auf den Umgang mit Antisemitismus vorbereitet werden sollen. In Zukunft sollen sie in der Lage sein, zum Beispiel der häufigen Nutzung des Wortes „Jude“ als Schimpfwort im Unterricht differenziert entgegenzutreten. Sprich: statt mit Tadel und Brief an die Eltern zu reagieren, gibt es eine Nachhilfestunde zum Thema Antisemitismus und Judentum. Antisemitismus soll nicht mehr als das große Tabu behandelt, sondern thematisiert werden.

Neu an diesem Antrag ist, dass das alte Problem zum allerersten Mal offiziell und langfristig angepackt wird. Anstelle von privaten Initiativen soll, wenn die SPD ihren Antrag umsetzt, in Berlin ein landesweites Programm aufgestellt werden, das zunächst verpflichtende Fortbildungen für Lehrer und Erzieher zu dem Thema vorsieht und die Thematik langfristig als festen Bestandteil in ihre Ausbildung aufnimmt.

Der Ansatz, Antisemitismus in Bildungsstätten aktiv zu bekämpfen, ist ein richtiger Schritt, vor allem auch, da der Antrag sich auf Antisemitismus als individuelles Phänomen konzentriert, das in vielen Punkten nicht vergleichbar mit anderen Formen von Rassismus ist.  Entscheidend für den Erfolg der Maßnahme wird aber trotzdem sein, ob es auch gelingt, Brücken zu verwandten Themen wie Islamophobie und Rassismus insgesamt zu schlagen.

 

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Kategorien Politik

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