Horror-Schlagzeilen: War früher alles besser?

Foto: Raufeld

Karl-Moritz Liebich, 17 Jahre, aus Moabit fragt: „Jeden Tag berichten uns die Medien von neuen „unglaublichen Ereignissen“. Schock, Angst, Terror, Verleumdung sind alltägliche Schlagzeilen. Gab es früher auch so viele Skandale?“


Frau Haube antwortet: Ich bin in der DDR aufgewachsen. Dort gab es kaum schlechte Nachrichten – und wenn doch, waren die bösen westlichen Nachbarn daran schuld. Diese verlogene Berichterstattung gibt es inzwischen zum Glück nicht mehr.

Aber wie ist das heute? Du hast recht, die Schlagzeilen sind voller Katastrophen. Wir erfahren alles viel schneller und genauer als früher – ob wir es wissen wollen oder nicht: Haarsträubende Details zu Morden, Suiziden und Verkehrsunfällen sind jederzeit in Form von Bildern und Texten aus aller Welt abrufbar. Aber will man sich dem wirklich aussetzen?

Ein anderer Aspekt, der mir zu deiner Frage einfällt, betrifft das Ungleichgewicht der Berichterstattung: So erschlagen uns die Medien derzeit zum Beispiel mit immer neuen Beiträgen über den Steuer-Skandal von FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß. Aber nur, wenn wir sehr aufmerksam sind, erfahren wir, dass es jeden Tag irgendwo auf der Welt Naturkatastrophen und Menschenrechtsverletzungen gibt. Den vielen kleineren Kriegen in einigen armen Ländern etwa werden bei der täglichen Berichterstattung gerade einmal ein paar kurze Zeilen eingeräumt – wenn überhaupt.

Ich glaube, wenn wir ehrlich sind, nehmen die meisten von uns die wirklichen Hiobsbotschaften in der Welt nur noch am Rande wahr. Ich finde es sehr bedenklich, dass wir uns anscheinend an Schreckensnachrichten so gewöhnt haben, dass wir ihnen kaum noch Beachtung schenken. In unserem Alltag hingegen empfinden wir schon simple technische Defekte als persönliche Katastrophen. Dabei sind Ausfälle unserer Computer, Kühlschränke oder Waschmaschinen wirklich Luxusprobleme. Auch ein kleiner Schnupfen mit Halskratzen und Gliederschmerzen wirft uns mitunter völlig aus der Bahn. Schließlich bringt eine solche Erkältung durch die Einschränkung unserer Leistungsfähigkeit für einige Zeit unseren gut organisierten Terminkalender durcheinander.

organisierten Terminkalender durcheinander. 
Mir scheint, als hätte sich die Wertung vieler Dinge so verschoben, dass wir – außer den uns persönlich betreffenden Alltagskatastrophen, die keine sind – nur noch die „super-mega-ultra-schlimmen“ Überschriften wahrnehmen. Vielleicht wird deshalb heute tatsächlich einfach überall eher über die schlechten als über die guten Nachrichten berichtet.

Deine Frau Haube

Habt ihr auch eine Frage an unsere Alter Egos, die in allen Lebenslagen mit der Kraft der zwei Erfahrungsschätze Rat wissen? Dann postet sie hier!

Das könnte Dich auch interessieren

Kategorien Politik

Auf spreewild.de berichten wir über alles, was uns bewegt – über Schule, Politik und Freizeit, Liebesglück und -kummer oder den Schlamassel mit der eigenen Zukunft. Wir bieten Hintergrundgeschichten zu den Artikeln, die wir auf der Jugendseite veröffentlicht haben, stellen Fotos und Videos ins Netz. Dazu gibt es die Fotoserien der Jugendredaktion, Musik-, Buch- und Filmbesprechungen sowie all die Fragen, die uns die Prominenten jede Woche stellen.