Sich das Schenken schenken


Laura Harmsen wünscht sich in diesem Jahr nichts außer Besinnlichkeit. Foto: PRIVAT


Von Laura Harmsen, 23 Jahre


Alle Jahre wieder das gleiche Problem: Was soll ich nur verschenken? Die Eltern haben schon alles, bei der Cousine weiß man nicht, was ihr gefällt, die Tante will sowieso nichts, aber wenn man ihr nichts schenkt, fällt das Kerzenlicht auf ein grimmiges Gesicht.

Jahr für Jahr spürt man die Hektik wachsen, je mehr wir uns Weihnachten nähern. Konsum regiert die Köpfe der Menschen wochenlang mit dem einzigen Zweck, bis zu einem bestimmten Datum eine Liste abzuarbeiten. Als beklagten wir uns nicht schon das ganze Jahr genug über Stress und leere Geldbeutel.
Wie komme ich heraus aus dem Kreislauf des Zwangsschenkens, frage ich mich. Jeder weiß: So oft man sich auch gegenseitig versichert hat, „sich dieses Jahr aber nichts zu schenken“, jeder wird etwas schenken und erwartet etwas im Gegenzug.

Eigentlich schenke ich so gern und das ganze Jahr über fällt mir immer wieder mal etwas ein, das ich jemandem schenken könnte. Nur zu Weihnachten nicht.

Es wäre so viel schöner, nicht an ein Datum gebunden zu sein. Wenn ich etwas habe, das ich wirklich verschenken will, warte ich doch nicht damit.


Streit bis zur Bescherung

Zumal Weihnachten so wie wir es feiern schon längst ein ziemlich heuchlerisches Fest ist . Ein Tag im Jahr soll Harmonie herrschen, an einem Tag wird sich gezeigt, wie sehr man sich liebt – mit Geschenken. Egal, wie sehr man sich bis zur letzten Minute streitet über das Essen, den Baum, die Bescherungszeit, am Ende gibt es Geschenke und alles ist gut.

Traditionell ist der Winter eine ruhige, besinnliche Zeit, egal ob man religiös ist oder nicht. Man kann das Jahr Revue passieren lassen, sich ausruhen, Kraft schöpfen für das nächste Jahr, Zeit mit der Familie und Freunden verbringen. Stattdessen ist das Jahresende zu einem Endspurt geworden.

Mehr als 300 Euro gibt jeder Deutsche nach einer Studie der FOM Hochschule für Ökonomie und Management dieses Jahr im Durchschnitt für Geschenke aus, am wenigsten in Leipzig, am meisten in Bremen. Das ist viel Geld und meist wird es für Dinge ausgegeben, die niemand haben wollte.


Der Schrott verstaubt

Denn nicht schenken geht nicht, und so greift man zu allem möglichen Schnickschnack, um etwas unter den Baum legen zu können. Der ganze Schrott verschwindet dann für Jahre im Schrank oder staubt ein, vielleicht bis zum nächsten Schrottwichteln. Das ist überhaupt eine interessante Alternative. Verschenkt, was ihr sowieso schon lange loswerden wolltet und erhaltet dafür, was ein anderer nicht mehr sehen kann. Es mag euch auch nichts nützen, aber Spaß macht es allemal.

Eine Freundin von mir veranstaltet jedes Jahr einen Julklapp in ihrer Familie. Dabei geht es nicht um den Preis, sondern die Überraschung und das gemeinsame Auspacken. Jeder besorgt eine Kleinigkeit, alle Geschenke kommen in einen großen Sack und was man zieht, behält man.
Und wer dann zu viel Geld übrig hat, der findet leicht unzählige Projekte und Organisationen, die Spenden bitter nötig haben.


Würdet ihr auf Weihnachtsgeschenke verzichten, um stattdessen für einen guten Zweck zu spenden? Sagt uns eure Meinung!

Das könnte Dich auch interessieren

  • Höhere 
Steuern für Millionäre

    Von Josephine Valeske, 16 Jahre Ausgerechnet Karl Lagerfeld beschwerte sich über die…

  • Klartext

    Weniger Infos für mehr Gerechtigkeit von Shirine Issa, 20 Jahre Der Weg…

  • Klartext

    Vater Staat verletzt seine Fürsorgepflicht von Philipp Kay Köppen, 20 Jahre Gern…

  • Sonnenstich bei der Jungen Union


    Während die Sommersonne die Hauptstadt ohne Gnade aufheizt, lenkt sie die Aufmerksamkeit…

Kategorien Politik

Auf spreewild.de berichten wir über alles, was uns bewegt – über Schule, Politik und Freizeit, Liebesglück und -kummer oder den Schlamassel mit der eigenen Zukunft. Wir bieten Hintergrundgeschichten zu den Artikeln, die wir auf der Jugendseite veröffentlicht haben, stellen Fotos und Videos ins Netz. Dazu gibt es die Fotoserien der Jugendredaktion, Musik-, Buch- und Filmbesprechungen sowie all die Fragen, die uns die Prominenten jede Woche stellen.