Von Josephine Valeske, 16 Jahre
Vor Kurzem bekam ich einen empörten Anruf meines Großvaters. Er hatte erfahren, dass ich zwischen Abitur und Studium volle zwei Jahre Pause einlegen möchte. „Pause“ bedeutet in diesem Fall Praktika und Freiwilligenarbeit. Nach Opas Meinung ginge damit der „Vorsprung“, den ich durch G8 und mein Schnellläuferdasein erworben habe, verloren. Ob ich denn nicht an meine Zukunft denken wolle. Heißt Zukunft, dass ich mit 16 Jahren anfange zu studieren, nur um mit 21 schon Rentenpunkte zu sammeln? Im Moment sieht „Zukunft“ für meine Generation aus wie ein nie endender Hürdenlauf: Irgendwie einen sicheren Job bekommen, keinen Burn-out erleiden, Familie und Beruf unter einen Hut kriegen – nur um dann nach 40 Vollzeit-Arbeitsjahren die Altersarmut zu erreichen.
Ich glaube, wenn man sich zu viele Gedanken über seine Zukunft macht, wird man entweder depressiv oder zum Zyniker. Sich gar keine Gedanken zu machen, ist aber auch nicht ideal.
In Sachen Altersarmut, ein Wort, das momentan mal wieder durch die Nachrichten geistert, finde ich es einfach zu früh, jetzt schon zu jammern. Vielleicht ist es naiv, zu glauben, dass der Staat es schon regeln wird, bevor es zu spät ist – schließlich hat es die Weltpolitik zum Beispiel bis heute nicht geschafft, der Klimakatastrophe nennenswert entgegenzuwirken. Aber wenn in 50 bis 60 Jahren wirklich ein Drittel der Rentner verarmt sein wird, wird sicher eine Partei dieses enorme Potenzial an Unzufriedenheit nutzen wollen und entsprechende Reformen auf den Weg bringen. Schließlich geht es anders als im Fall der Klimakatastrophe nicht um bedrohte Tierarten, sondern um potenzielle Wähler.
Ich schreibe nicht für die Jugendredaktion der Berliner Zeitung, um später bessere Berufschancen zu haben, sondern weil es mir Spaß macht. Vielleicht werde ich Philosophie studieren, auch wenn sich damit nicht so viel Geld verdienen lässt wie mit Volkswirtschaftslehre. Ich gehe davon aus, dass es in den nächsten Jahrzehnten noch viele Rentenreformen geben wird, und ich will mein Leben nicht damit verbringen, so viel Geld wie möglich in ein System einzuzahlen, dass vielleicht zusammenbricht, bevor ich überhaupt ins Rentenalter gelange.
Lieber Opa, bitte verzeih mir meine Unvernunft.
Macht ihr euch Sorgen um eure finanzielle Zukunft? Diskutiert mit!