Run auf den Klamottenladen

Mode: Heute schon an morgen denken. Foto: DPA

Von Vivian Yurdakul, 23 Jahre


Viele Einwohner von Mitte, Prenzlauer Berg, Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln sehen in Berlin bekanntlich bereits das neue New York. Obwohl dies in der Regel eher die Einschätzung von Neuberlinern ist, bemühen sich auch die Urberliner, diesem Ruf gerecht zu werden. Etwa meine Freundin, die mich an diesem Wochenende, inspiriert von der Neuigkeit, dass in New York gerade die Fashion Week stattfindet, zu einem Spaziergang durch eine Einkaufsstraße im Südwesten der Stadt überredete. Ich ­erinnerte mich, in dieser Zeitung einmal gelesen zu haben, es handle sich um die Straße mit der höchsten Ladendichte Berlins. Diese Information kann ich nach dem vergangenen Sonnabend aus erster Hand bestätigen. Würde man die Straße zwischen Rathaus Steglitz und Walther-Schreiber-Platz verkehrsberuhigen und überdachen, ginge sie anschließend problemlos als gut anderthalb Kilometer langes Einkaufszentrum durch. Auf diesen anderthalb Kilometern habe ich, obwohl selbst gebürtiger Berliner, viel über das angebliche New York von morgen gelernt. Zum Beispiel, dass, während sich im alten New York Ralph Lauren und Tommy Hilfiger auf der Fashion Week vor jährlich 100 000 Besuchern die Klinke in die Hand geben, hier gefühlte 100 000 Menschen die Filiale eines schwedischen Textilanbieters stürmen, der erstmals die Stücke seiner Herbstkollektion in die Schaufenster hängt. Eine weitere Ernüchterung folgt, als ich nach 20-minütigem Anstehen an den überfüllten Umkleidekabinen und zehnminütigem Warten an der Kasse wieder zu Hause bin: Der Stolz auf die neu erworbenen Schuhe für den Herbst, von denen ich dachte, sie wären der letzte Schrei, wird erheblich geschmälert, als ich lese, was man auf der New Yorker Fashion Week bereits kennenlernen darf: die Modetrends des kommenden Frühjahrs. Bis Berlin den echten Big Apple eingeholt hat, dürfte es doch noch eine Weile dauern.

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Kategorien Politik

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