Jugendgarantie ist nicht so toll, wie sie klingt

Marius Estel findet, dass die Jugendgarantie keine Lösung für Griechenland ist. Foto: Privat

Von Marius Estel, 17 Jahre


Besorgt sei sie, sagte Androulla Vassiliou, ihres Zeichens EU-Kommissarin für Bildung und Jugend, angesichts der Ergebnisse des EU-Jugendberichts. Dazu besteht aller Grund: Von 15 Prozent im Februar 2008 auf inzwischen 22,5 Prozent im Sommer dieses Jahres ist die durchschnittliche Arbeitslosenquote Jugendlicher in Europa laut dem vergangene Woche vorgestellten Bericht gestiegen.


Trauriger Spitzenreiter der im Bericht erwähnten Statistiken sind Griechenland und Spanien, in denen die Arbeitslosigkeit von Jugendlichen bei über 50 Prozent liegt.


Als Gegenmaßnahme fordert die Europäische Kommission nun eine so genannte Jugendgarantie, die den Betroffenen spätestens vier Monate nach Abschluss ihrer Berufsausbildung einen Arbeitsplatz oder eine Weiterbildung sicherstellen soll. Dieses Modell wird in skandinavischen Ländern bereits seit den Neunzigerjahren praktiziert, mit großem Erfolg.


Allerdings ist fraglich, ob ausgerechnet von der Wirtschaftskrise schwer betroffene Länder in der Lage sein werden, zusätzliche Weiterbildungen für die Massen arbeitsloser Jugendlicher zu finanzieren, und inwieweit diese von Nutzen sein werden, wenn die jungen Menschen nach den Maßnahmen wieder nicht den Einstieg ins Berufsleben schaffen.


Statt unkritisch nach einem Modell aus den wirtschaftlich starken skandinavischen Ländern zu rufen, sollte die Europäische Kommission lieber über eine Lösung nachdenken, die sich Länder wie Griechenland und Spanien auch leisten können.


Überdies dürfen die schlechten Zahlen dieser Staaten nicht davon ablenken, dass auch in Deutschland nicht alles ideal läuft: Seit Jahr und Tag wird uns jungen Menschen eingebläut, dass eine Hochschulbildung das sicherste Mittel gegen Arbeitslosigkeit sei. Tatsächlich hat nun eine Studie der OECD genau das Gegenteil ergeben: In Deutschland liegen die Beschäftigungsquoten nach einer Berufsausbildung bei über 75 Prozent, nach einer Hochschulausbildung jedoch lediglich bei etwa 60 Prozent. Diese Ergebnisse wurden neben denen des EU-Berichts in den letzten Tagen so gut wie vergessen und fast überhaupt nicht in der Öffentlichkeit diskutiert.


Was haltet ihr von einer Jugendgarantie? Kann sie Jugendliche auch in Zeiten der Eurokrise vor der Arbeitslosigkeit schützen? Diskutiert mit!

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Kategorien Politik

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