Bologna ist nicht alles, was an den Unis schief läuft

Diana Höhne: „Alle Unis sollten Zu- und Absagen zeitgleich verschicken.“ Foto: Privat

Von Diana Höhne, 20 Jahre


Eine Geburtstagsfeier steht an: Die Bologna-Reform ist 10 Jahre alt geworden. Eigentlich sollte es eine große Party werden, aber Gäste kamen kaum. Zu unbeliebt hat sich die Studienreform gemacht. Sie würde die Studenten hetzen, wirft man ihr vor.


Zum Zehnjährigen möchte ich der Bologna-Reform ein besonderes Geschenk machen: Ich lasse sie einfach mal in Ruhe und hacke nicht auf ihr herum. Ändern kann ich ohnehin nichts mehr. Ab Oktober beginne ich mein Studium – im Bachelorsystem. Das bereitet mir auch noch gar keine großen Sorgen, ich ärgere mich nämlich momentan immer noch viel zu sehr über das Zu- und Absagesystem der Unis.


14 Bewerbungen schickte ich an verschiedene Universitäten in ganz Deutschland. Schließlich wollte ich mir keine Chance nehmen lassen. Mein Plan: Ich wollte alle Bescheide abwarten und mir dann meine Wunsch­uni mit meinem Traumstudiengang auswählen. Die ersten drei Universitäten, die sich bei mir meldeten, schienen aber nicht mit diesem Plan einverstanden zu sein. Ich sollte mich bei ihnen bis Anfang August einschreiben, teilten sie mir mit, sonst verfalle mein Platz. Die meisten Universitäten, nämlich alle, die sich in der „Initiative koordinierte Hochschulzulassung“ zusammenfinden, verschickten ihre Bescheide aber erst zum 17. August. Nach dem Willen der drei Unis hätte ich diese Bescheide also gar nicht mehr abwarten sollen. Natürlich hätte ich mich einfach einschreiben und den Studienplatz gegebenenfalls trotzdem nicht antreten können, wenn ich später eine Zulassung an einer zu mir besser passenden Hochschule bekommen hätte. Aber das führt genau zu dem Problem, das die „Initiative koordinierte Hochschulzulassung“, der sich fast 40 Hochschulen angeschlossen haben, verhindern will: das Hin und Her von Einschreiben und Exmatrikulieren, wie es im Moment der Fall ist. Erst, wenn das aufhört, haben auch Bewerber mit eher mäßigem Abitur eine faire Chance auf einen Nachrückerplatz rechtzeitig vor Studienbeginn.


Vielleicht erhoffen sich die Unis, die ihre Bescheide früher verschicken, die Besten für sich zu gewinnen. Oder sie wollen jene aussieben, die sich ohnehin nicht ganz sicher in ihrer Wahl waren. Fair gegenüber den Nachrückern ist das aber nicht.


Wenn die Kerzen auf der Geburtstagstorte für die Bologna-Reform ausgeblasen werden, wünsche ich mir, dass alle deutschen Universitäten der Initiative beitreten und ihre Bescheide künftig alle gleichzeitig verschicken.


Gehen die deutschen Universitäten unfair mit ihren Bewerbern um? Diskutiert mit!

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Kategorien Politik

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