Prominent gefragt

Schauspielerin Veronica Ferres. Foto: RocchiPR

Veronica Ferres fragt die Jugendredaktion: „Was ist denn das wirklich Spannende daran, sich ständig in sozialen Netzwerken mitzuteilen?“


Die Jugendredaktion antwortet: Liebe Frau Ferres, es klingt, als hätten Sie diese Frage schon öfter gestellt, bisher jedoch keine zufriedenstellende Antwort bekommen. Das liegt wohl da­ran, dass wir jungen Menschen durch die Frage das Gefühl bekommen, wir müssten uns für den inflationären Gebrauch moderner Medien rechtfertigen. Unbefriedigende Antworten klingen meist so: „ Facebook ist super, um Kontakt mit meinen Freunden zu halten.“ Oder auch: „Das ist richtig praktisch, weil man immer weiß, welche Partys wann stattfinden.“


Ich sehe das etwas pessimistischer. Facebook informiert einen vor allem über Aktivitäten, die einem eigentlich absolut trivial erscheinen. Offenbar fällt es vielen in meiner Generation sehr schwer, allein zu sein. Das Einloggen bei Facebook ist schon ein automatisierter Prozess, der fast unbewusst stattfindet. Netzwerke haben ein enormes Suchtpotenzial. Virtuelle Gespräche führen oft zu der Illusion, man sei immer von Freunden umgeben. So entsteht ein kollektives Gefühl des „Erreichbar-sein-Müssens“ und des „Möglicherweise-etwas-Verpassens“. Smartphones, mit denen man sogar unterwegs online sein kann, potenzieren diesen Effekt noch. Die Grenzen zwischen der realen Identität und der Internet-Identität werden fließend, denn oft sind soziale Netzwerke eher Mittel zur Selbstdarstellung. Man kreiert sich selbst so, wie man gerne wäre.


Was soziale Netzwerke aber vor allem bieten, ist Zeitvertreib. Vermutlich ist das Spannende das Gefühl, etwas über Menschen wissen zu können, obwohl man sie kaum kennt. Zugleich kann man sich selbst als etwas darstellen, das man vielleicht gar nicht ist. Die Welt des Internets ist abstrakt: Es gibt nur „Das gefällt mir“ – alles andere ist nicht durch einen Mausklick auszudrücken. Aus Erfahrung kann ich aber auch berichten (vielleicht beruhigt Sie das, Frau Ferres), dass sich nach einer Weile eine Art Internet-Klaustrophobie einstellt. Die vermeintlich unendlichen Cybergefilde erscheinen einem auf einmal arg begrenzt.


Abbschließend eine Gegenfrage: Warum lösen alte Menschen so gerne Kreuzworträtsel, obwohl sie die freie Zeit sinnvoller und interessanter nutzen könnten? Jede Generation hat – denke ich – ihre Macken. Auch wenn sie oft unsinnig und nicht immer spannend sind.


Ihre Leyla Sophie Gleissner, 20 Jahre


Prominente müssen der Presse ständig Tausende Fragen beantworten. Die Jugendredaktion dreht den Spieß um: Wir geben den Prominenten Antworten – auf alle Fragen dieser Welt.

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Kategorien Politik

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