Lesen fürs Leben

Im Roman „Tschick“ fahren zwei Jugendliche ziellos durch Deutschland. Marie hingegen ist nach dem Lesen angekommen: bei der Erkenntnis, dass Unbeschwertheit mit das größte Glück im Leben ist. Foto: Raufeld/ Verena Bruss

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Sommer, Sonne, ein geklauter Lada. Unter diesen Umständen machen sich die Protagonisten Maik Klingenberg und Tschick in „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf auf eine Reise mit ungewissem Ziel. Eine Reise, die die Jugendlichen quer durch Deutschland führt. Meist über verlassene und verwucherte Landstraßen, denn weder Führerschein noch Fahrzeugpapiere sind im Gepäck. Dafür jede Menge jugendlicher Leichtsinn und Spaß am Abenteuer. Das Buch erzählt die rührende Geschichte einer tiefen Freundschaft und die einer hoffnungslosen Reise. Beim Lesen bekommt man nicht nur Fernweh, sondern sehnt sich nach der wohl schönsten Eigenschaft der beiden Jungen: Unbeschwertheit.


Für mich waren die eindrucksvollsten Stellen des Buches nicht die, in der die Ausreißer nur knapp einem tödlichen Autounfall entgehen oder auf sie geschossen wird. Die beste Szene ist für mich die einer schlichten Beschreibung der sommerlichen Umgebung, in der die Jungen sich so ehrlich glücklich fühlen, dass man heulen könnte. Mit dem geklauten Auto genießen sie an einer Feldböschung ihre neu gewonnene Freiheit und machen ohne viele Worte deutlich, dass es die simplen Dinge im Leben sind, die zufrieden machen.


Diese Bodenständigkeit von einem 14-Jährigen und seinem nur unwesentlich älteren Freund gelehrt zu bekommen, war für mich eine ungewöhnliche Erfahrung, an die ich oft und gern denke. „Tschick“ rückt dem Leser ins Bewusstsein, dass Unvernunft manchmal über Vernunft siegt. Und dass das gut ist.


Marie-Sophie Röder, 19 Jahre

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Kategorien Politik

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