Prominent gefragt: Horst Evers

Horst Evers ist mehrfach ausgezeichneter Kabarettist und Buchautor. Foto: Berliner Zeitung

Horst Evers fragt die Jugendredaktion: „Ich finde die Jugend heute wirklich in Ordnung und im Großen und Ganzen gelungen. Dennoch muss ich euch natürlich die Frage stellen, die man jeder Generation stellen sollte: Glaubt ihr, ihr werdet einmal eine bessere Jugend hervorbringen als die Jugend, die die Generation vor euch herausgebracht hat?“


Die Jugendredaktion antwortet: Zunächst möchte ich mich herzlich für das Kompliment bedanken. Leider fällt es mir schwer, einzuschätzen, ob wir einmal bessere Jugendliche hervorbringen als wir selbst sind, weil ich keine Kristallkugel vor mir habe. Ich finde Ihre Frage wirklich schwer zu beantworten.


Wenn ich zum Beispiel darüber nachdenke, was uns ausmacht, fällt mir zuerst das Stichwort „Generation Internet“ ein. Für mich bedeutet diese Bezeichnung, dass wir ein Leben vor dem Internet, Handy, MP3-Player, Navi, Tablet-Computer, Smartphone, E-Book und vielen weiteren technischen Neuheiten einfach nicht mehr kennengelernt haben.


Was das für unsere Nachkommen bedeutet, finde ich ebenso schwer zu beantworten wie die Frage, worin diese sich von unserer Generation unterscheiden werden. Und was noch viel wichtiger ist: Lohnt sich ein solcher Vergleich denn überhaupt?


Natürlich sind von bestimmten Entwicklungen in der Gesellschaft nicht alle Generationen gleich stark betroffen. So sind die Auswirkungen von Reformen im Bildungssystem für einen Jugendlichen anders spürbar als für einen Rentner, und die Auswirkungen der Eurokrise werden für uns anders spürbar sein, wenn wir selbst zu Rentnern werden, aber dennoch: Wie will man eine Gruppe zufällig gleichaltriger aber ansonsten absolut unterschiedlicher Menschen denn mit einer anderen Gruppe nicht weniger verschiedener Menschen vergleichen? Und ungeachtet dessen, dass Pauschalurteile meistens nichts bringen: Was meinen Sie mit „besser“? Besser ist eine Steigerung von gut. Das Gegenteil von gut ist böse. Fragen Sie also, ob die Generation nach uns weniger böse Dinge tun, dulden oder gar hervorbringen wird als wir?


Auch wer sich brav meldet, ist nicht zwangsläufig besser als andere. Foto: Fotolia/Peter Atkins

Das wird nicht nur von uns abhängen, sondern auch von den Verhältnissen, denen diese Generation ausgesetzt sein wird. Wie die Generation vor unserer hoffe ich, dass wir die Voraussetzungen dafür schaffen, dass unsere Nachkommen nicht unter unseren Entscheidungen leiden müssen. Aber ich weiß auch, dass das vielleicht nicht immer gelingt.


Ihre Vicky Kormesch, 22 Jahre

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Kategorien Politik

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