Kultur gehört nicht nur in Berlins Mitte

Josephine Valeske ärgert sich über schwindende Kulturangebote in Pankow. Foto: Privat

Von Josephine Valeske , 16 Jahre


Wir müssen sparen, mal wieder. Während in Mitte auf Kosten des Bundes ein millionenschweres Stadtschloss errichtet wird, werden den Bezirken vom Senat neue Sparpläne auferlegt, die die Finanzierung städtischer Kultureinrichtungen faktisch unmöglich machen. Beispiel Pankow: Auf der Schließungsliste stehen drei Bibliotheken, das Kultur- Areal Thälmannpark, der Musikschul- Standort in Buch, die Galerie Pankow und der Museumsstandort an der Heynstraße in Alt-Pankow.


Zwar sind die Bezirkshaushalte vom Senat noch nicht beschlossen, nichtsdestotrotz gilt es als sehr wahrscheinlich, dass in Pankow bis zu fünf Millionen Euro weniger als bisher ausgegeben werden dürfen – während der Bund für das Stadtschloss 500 Millionen zahlt. Stattdessen sollten lieber kulturelle Projekte in den Randgebieten gefördert werden. Die Bibliothek Buch und Karow ist beispielsweise in zwei Gebäuden untergebracht, in denen die Mitarbeiter rotierend arbeiten, was auch der Grund ist, warum das Ganze immer als „Standort Buch“ bezeichnet wird, wenn in Wirklichkeit zwei Bibliotheken wegfallen sollen.


Ich kann mich an viele Wandertage erinnern, die meine Kitagruppe und später die Grundschulklasse in dieser Bibliothek verbracht hat und an denen jeder die Nase im Buch hatte. In diesem Alter beginnt man, den Spaß am Lesen zu entdecken. Diese Möglichkeiten werden den Pankower Kindern von nun an erschwert. Gerade für Kinder einkommensschwacher Familien, von denen es in Buch viele gibt, ist oft kein Geld da, um eigene Bücher zu kaufen oder die Kinder regelmäßig in die Bibliotheken der Innenstadt zu kutschieren.


Werden Bibliothek und Musikschule geschlossen, wird Buch zum kulturellen schwarzen Loch. Die viel gepriesene Kulturstadt Berlin, deren vielfältige Angebote Touristen aus aller Welt lieben, straft die Einwohner ab, indem sie ihnen den Zugang zu den elementarsten kulturellen Einrichtungen erschwert, sodass ihnen bald nur noch das Fernsehen und die Videotheken als kulturelle Anlaufstellen bleiben. Aber die Touristen bekommen ein Stadtschloss! Trotz notwendigem Schuldenabbau gehört Kultur nicht nur in die Mitte der Stadt. Auch wir Randbewohner wollen ein Stück vom kulturellen Kuchen!

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Kategorien Politik

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