Warum Vernunft das Klima wandelt

Und dann kommt der Tag, an dem sie wollen, dass wir auch noch beim Knutschen Helm tragen. Foto: fotolia/binagel,Klaus Eppele(2)

Von Vivian Yurdakul, 22 Jahre


Es gibt viele Momente im Leben, die Eltern fürchten müssen. Einer davon ist der Beginn des Helmkampfes. Er bricht meist zwischen dem elften und dem 13. Lebensjahr des Nachwuchses aus. Bis dahin haben sich die lieben Kleinen jeden Morgen brav den Fahrradhelm auf den Kopf setzen lassen. Doch dann kommt der Tag, an dem sich der Sprössling erstmals weigert – mit der Argumentation, Fahrradhelme seien uncool und out. Das Schlimmste am Helmkampf ist jedoch, dass er meist den Anfang der Pubertät markiert. Es wird also zu anderen Kämpfen kommen, und sie werden Jahre dauern. In manchen Familien enden sie nie mehr.


Auch zwischen der Bundesrepublik Deutschland auf der Elternseite und ihrer Bevölkerung auf der Sprösslingsseite ist der Zeitpunkt nun gekommen. Bundesverkehrs­minister Peter Ramsauer (CSU) wünscht sich, dass alle Fahrradfahrer demnächst einen Helm tragen. Dies aus bester Absicht: Er sorgt sich wegen der steigenden Zahl von Radlern, die zu Opfern von Verkehrsunfällen werden. Wenn sie nicht bald dazu bereit wären, freiwillig den Kopf zu schützen, dann müssten sie eben im eigenen Interesse gezwungen werden. Das ist ja auch die Pflicht jedes Erziehungsberechtigten.


Das Geschrei der Kinder ist natürlich groß. Nein, den trag’ ich nicht, wie sieht das denn aus? Zum Glück gibt es einen coolen jung gebliebenen Onkel, der sich auf die Seite der Rebellen stellt und sogar noch gute Argumente hat: Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) meint, dass Helme aufgrund mangelnder Attraktivität viele Menschen vom Radfahren abschrecken und sie stattdessen zurück in die Autos treiben würden. Und das kann doch nun im Zeichen des Klimawandeltralalas wirklich keiner befürworten!


Ramsauer hat vier Töchter, also weiß er vielleicht, wie undankbar die Aufgabe des erziehenden Spiel­ver­der­bers ist. Vielleicht weiß er auch, wozu ein Pubertierender im Endstadium fähig ist. Ein Blick auf die Räder mit ihren Fahrern und deren freiliegenden Frisuren zeigt, dass die Lust auf Vernunft noch nicht stark ausgeprägt ist. Vorsicht ist allemal angebracht, schaut man sich zum Beispiel am Kottbusser Tor um, wo Radler im Berufsverkehr ganz ohne Helm, dafür aber wild fluchend und auf Motorhauben eindreschend, eine dreispurige Straße überqueren. Pubertierende können sehr militant werden.


Ihr liebt euer Fahrrad und wollt mehr über sein Inneres erfahren? Morgen, am 2. November, findet im FEZ von 14 bis 18 Uhr der 1. Jugendfahrradwerkstatt-Tag statt. Adresse: Straße zum FEZ 2, Köpenick.


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Kategorien Politik Umwelt

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