Horst Evers fragt die Jugendredaktion: „Ich habe meine Jugend in den frühen 80er-Jahren in Westdeutschland erlebt. Unsere großen politischen Themen waren unter anderem: Nato-Doppelbeschluss, Anti-Atomkraft-Bewegung und Volkszählungsboykott. Gäbe es für euch heute Anliegen, für die ihr zur Not auch bereit wärt, gegen Gesetze zu verstoßen?“
Die Jugendredaktion antwortet: Lieber Herr Evers! Ich habe meine Jugend in den frühen 00er-Jahren in Deutschland erlebt. Unsere großen politischen Themen waren unter anderem: 9/11, der Irak-Krieg, Hartz IV und der Klimawandel. Hätten Sie dafür gegen Gesetze verstoßen?
Die Auflehnung gehört zur Jugend wie die Akne zur Pubertät. Damit will ich nicht sagen, dass Auflehnung schlecht sein muss. Aber sie wird mit dem Alter weniger oder verschwindet womöglich ganz. Sei es, weil man merkt, dass man dem Apparat ohnmächtig entgegentritt, weil man manche Dinge nicht mehr so richtig knallhart schlecht findet, oder weil man einfach andere Sorgen hat. In der Jugend muss man sich eben nicht mit Versorgung, Erziehung und Arbeit auseinandersetzen. Da bleibt genug Raum für die großen Probleme.
Wenn ich mit meinem Vater diskutiere, beendet er das Gespräch in der Regel mit dem Ausspruch „Ideale sind für die Jugend“. Er ist nicht weniger interessiert am Arabischen Frühling, der Euro-Krise oder dem Atomausstieg als ich, aber verglichen mit ihm reagiere ich darauf impulsiver und leidenschaftlicher, auch wenn ich mich nicht besonders rebellisch finde. Ich bin ein Frischling und habe das große Ganze noch nicht vollständig durchblickt, allein das erlaubt mir einen naiv-empörten Blick auf die vielen Ungerechtigkeiten meiner Zeit. Aber ich denke nicht, dass man das Gesetz brechen muss, wenn man seinen Unmut äußern will. Es reicht, wenn man beginnt, seine Rechte voll auszuschöpfen.
Ihre Vicki Kormesch, 22 Jahre
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