Die Stadt gehört uns wirklich

 

Foto: Privat

Von Spreewildpraktikant, 19 Jahre

 

In der Architektur ist der Raum das primäre Medium. Ihn schaffen, gestalten und gliedern Architekten durch ihre Arbeit. Der Philosoph -Michel Foucault sieht in manchen Räumen die aktuellen gesellschaftlichen Verhältnisse reflektiert. Doch für Vieles fehlt der Raum. Dieses Problem kennt man in großen Städten wie Berlin besonders gut. Reclaim the streets! – Holt euch die Straße zurück! –, haben sich nicht nur Streetart-Künstler auf ihre Fahnen geschrieben, die diese Forderung zum Teil im Bereich des Illegalen verwirklichen. Ein ganz legales, urbanes Rückeroberungsprogramm nennt sich „Junge Pächter“. Es ist ein lobenswertes Projekt, das Jugendlichen Lebensraum gibt, damit sie sich selbst überlegen können, was sie damit anstellen möchten.

 

Das Projekt stellt Jugendlichen sechs Räume in sechs Bezirken acht Monate lang zur freien Verfügung. Außerdem gibt es Fördergelder von den Berliner Projektfonds für Kulturelle Bildung und hilfreiche Kontakte zu Kultureinrichtungen wie der Neuköllner Oper. Was in diesen Räumen entstehen soll, hört sich ambitioniert an. Die Ideen reichen von Improvisationstheatergruppen bis zur Herstellung von Goa-Party-Dekoration aus Holzlatten und bunter Wolle.

 

Stopp! Möchte man laut dazwischenrufen. Warum braucht diese Stadt, in der jedes dritte Hinterhaus ein Off-Theater und eine Musikerkommune beherbergt, noch mehr Plätze, an denen sich Kreative tummeln? Darum: Es ist das Prinzip des Lebensraums, das das Projekt für Jugendliche so wertvoll macht. Hier kann man anders als in den meisten Jugendzentren mehr als Kurse belegen und danach nach Hause gehen.

 

Reclaim the streets! Die wohl bekannteste Arbeit des britischen Streetart-Künstlers Banksy zeigt einen Autonomen, der einen Blumenstrauß wurfbereit in die Höhe hält. Früher besetzten junge Menschen Häuser und warfen von Zeit zu Zeit mit Steinen. Das machen einige immer noch. Andere kanalisieren ihre überschüssigen Energien weniger destruktiv, vielleicht, weil ihnen von offizieller Seite der Raum dafür zur Verfügung gestellt wird. An der Jugend und der Kultur wird oft als Erstes gespart. Umso lobenswerter ist es, dass eine Stadt, die aktuell mit 
63 Milliarden Euro in den Miesen steht, trotzdem Gelder findet, um ihren Jugendlichen die Chance zu geben, sich einzubringen.

 

Wofür braucht ihr mehr Raum in eurem Berlin? Diskutiert mit uns!

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