Nichts los für minderjährige Abiturienten


Josephine Valeske: „Es fehlen Alternativen zum direkten Studienbeginn.“ Foto: privat


Von Josephine Valeske, 15 Jahre


Zu Beginn zwei Zahlen: 761 minderjährige Studenten gab es im vergangenen Semester in der Bundesrepublik. Bald könnten es dank der Schulzeitverkürzung, dem Schnellläuferexperiment und früheren Einschulungen laut Daten des Statistischen Bundesamtes 20 000 im Jahr sein. Abgesehen von dem Problem, dass die Unis auch ohne Minderjährige schon viel zu wenig Kapazitäten für alle Studienanwärter haben, gibt es weitere Hürden, die das Campusleben für Minderjährige mit sich bringt – etwa, dass sie für die Immatrikulation ihre Eltern mitbringen müssen, für dieses und jenes deren Unterschriften brauchen und auf Uni-Partys nicht trinken dürfen. Das alles ist aber mit ein paar Formalitäten schnell geregelt. Dennoch muss man fragen, ob Jugendliche, die gerade die Schule beendet haben, überhaupt bereit für ein Studium sind.


Viele wissen in diesem jungen Alter nicht einmal, was sie eigentlich später mit einem Uni-Abschluss anfangen wollen. Das betrifft natürlich auch Ältere, dennoch kommt bei den Jüngeren hinzu, dass nicht nur die Lebenserfahrung, sondern auch das Allgemeinwissen noch nicht so breit gefächert ist.


Doch für viele minderjährige Abiturienten gibt es schlicht keine Alternative zum frühen Studium. Ein oder zwei Wartesemester lang zu arbeiten ist in Deutschland schwierig, wenn man noch nicht 18 Jahre alt ist. Als Minderjähriger im Ausland zu arbeiten, ein freiwilliges soziales, kulturelles oder ökologisches Jahr einzulegen, ein Praktikum zu machen oder einfach herumzureisen, ist so gut wie unmöglich. Das liegt an Visa- und Versicherungsformalitäten. Wenn es ins Ausland gehen soll, bleibt nur die Möglichkeit, dort ein weiteres Jahr die Schulbank zu drücken, aber dazu fehlt oft das Geld – und die Lust auf noch mehr Schule.


Es ist schade, dass Minderjährige nicht wenigstens innerhalb Europas mehr Möglichkeiten zum Geld verdienen und Berufe ausprobieren haben. Denn dann würde die Anzahl der „unreifen“ minderjährigen Studienanfänger schnell kein Problem mehr sein. Als selbst Betroffene wünsche ich mir später zwei schöne Wartesemester und hoffe, dass bis dahin Wege gefunden sind, sie auch als Minderjähriger sinnvoll zu füllen.


Findet ihr es richtig, dass schon Minderjährige an die Unis strömen? Diskutiert mit uns!

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Kategorien Politik

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