Wehrhaft ist nicht gleich wahrhaft


von Lisa Opolka, 16 Jahre


Lisa Opolka: „Die Werbung der Bundeswehr ist platt und oberflächlich.“ Foto: Privat

Liegst du immer noch im Bett? Raus mit Dir!“ Und dann ertönt eine Stimme: „Morgenappell kennst du ja schon. Lass ihn dir jetzt bezahlen!“ Auf diese Weise wirbt die Bundeswehr neuerdings um Jugendliche. Im Hinblick auf die Aussetzung der Wehrpflicht hat sie eine 4,8 Millionen teure Anzeigenkampagne gestartet – im Rundfunk, aber auch in Print- und Onlinemedien. Vermutlich eine Verzweiflungstat: Zum 1. März meldeten sich gerade einmal 1255 Freiwillige. Zu einem großen Anteil soll in Bild, Bild am Sonntag und Bild ­Online geworben werden – auf diese Medien entfallen 12,5 Prozent der Anzeigen, die im Zuge der Kampagne geschaltet werden.


Dabei soll die Werbung Schulabgänger vor allem auf die Mannschaftsdienstgrade, also die niedrigeren Dienstränge, aufmerksam machen.


Obwohl Werbung natürlich niemals objektive Informationen wiedergibt, muss man doch feststellen, dass in diesem Spot elementare Hinweise fehlen. So wird in keiner Weise die große Verantwortung erwähnt, die junge Soldaten zu tragen haben, teilweise auch für Leben, Gesundheit und Tod sowohl der eigenen Person als auch anderer Menschen. Ist es nicht verantwortungslos, so vor jungen Leuten zu werben, die nur eine vage Vorstellung von Auslandseinsätzen und dem Umgang mit der Waffe haben?


Ein weiterer wichtiger Punkt bleibt in der Werbung unerwähnt: Bei der Bundeswehr ist ein tief im Bewusstsein verankertes, unseren Werten entsprechendes Menschenbild gefragt. Im Verteidigungsfall gilt es, unsere Werte und unser Verständnis von einer freiheitlichen Ordnung zu verteidigen und auch unter großer Belastung diesem Druck standhalten zu können.


Die Bundeswehr vollzieht gerade einen großen Strukturwandel, der notwendig ist, da sie immer öfter vor neue Aufgaben gestellt wird. Soldaten niedrigeren Dienstgrades werden immer gebraucht. Dennoch entwickelt sich die Armee stärker zu einem Berufsfeld, das hohes technisches Spezialwissen erfordert.
 Nichts von alldem aber erscheint in der Werbung. Vor diesem Hintergrund erscheint sie platt und oberflächlich. Angesichts der Zielgruppe kann man nur spekulieren, warum ausgerechnet die Bild-Zeitung zum Werbeträger der Bundeswehr wird.


Und auch wenn händeringend Nachwuchs gesucht wird: Gerade Herausforderungen wie die große Verantwortung dürfen in einer Werbung der Bundeswehr nicht unerwähnt bleiben. Man kann jedem, der die Bundeswehr als Berufsoption in Betracht zieht nur raten, sich auch mit diesen Themen gründlich auseinanderzusetzen.

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Kategorien Politik

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