Macht Euch die Reform zum Freund


Philipp Kay Köppen möchte kein Gejammer mehr wegen des Doppeljahrgangs.

Als Bildungssenator Jürgen Zöllner die neue Bildungsreform pflichtbewusst einleitete, hoffte er, damit seine vielen Kritiker endlich verstummen zu lassen. Jahrelang hatten sie bemängelt, dass Berliner Abiturienten im bundesweiten Vergleich zu alt seien, und gefordert, das Abitur auf zwölf Jahre zu verkürzen.


Gesagt, getan. Schon 2012 wird der erste Jahrgang nach der zwölften Klasse die Allgemeine Hochschulreife erwerben. Zur selben Zeit werden aber auch die ihren Abschluss machen, die dafür noch 13 Jahre lang die Schulbank drücken mussten. Das bedeutet: Zwei Jahrgänge verlassen 2012 die Schule. Und angesichts dessen wurden die gerade erst verstummten Kritikerstimmen durch neue ersetzt.


Nun beschwerten sich nämlich die betroffenen Schüler des Doppeljahrgangs: Es dürfe nicht sein, dass es im Jahr 2012 die gleiche Anzahl an Studienplätzen für doppelt soviele Bewerber gebe. Die Zahl der zu vergebenen Studienplätze müsste erheblich aufgestockt werden, um dem Ansturm auf die Universitäten gerecht werden zu können.Dies umso mehr, als 2011 auch die Wehrpflicht wegfallen soll.

Allerdings sollten die ersten Klausurresultate des Doppeljahrgangs den Nörglern recht geben. Medienberichten zufolge, die sich auf die Meldungen mehrerer Berliner Schulleiter bezogen, schnitten die jüngeren Schüler des Doppeljahrgangs an einigen Schulen in einigen Fächern schlechter ab. Den objektiven Beobachter lässt das vermuten, dass dieselben Schüler an anderen Schulen in anderen Fächern genauso gut oder gar besser abgeschnitten haben als die Älteren. Die angehenden Abiturienten beharren jedoch darauf: Durch die verkürzte Schulzeit werden sie weniger wissen, schlechtere Noten erhalten und dadurch bei der Bewerbung für die Studienplätze benachteiligt sein. Dass sie das eingesparte Jahr dazu nutzen könnten, um sich andere Qualifikationen anzueignen oder ihren Lebenslauf mit Praktika oder Freiwilligenarbeit zu gestalten und so interessanter für die Universitäten zu werden, vergessen sie leichtfertig.


Wie sehr sie auch jammern und klagen, die Reform ist beschlossene Sache, und womöglich werden sich auch die ihrer Meinung nach unglaublich benachteiligten Schüler des Doppeljahrgangs im Nachhinein an der ersparten Zeit erfreuen.


von Philipp Kay Köppen, 20 Jahre

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Kategorien Politik

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