Hoffnung in Katutura

In einem Waisenhaus im südlichen Afrika baut man auf Zuversicht


von  Paul Kunz, 20 Jahre


Viele der Kinder und Jugendlichen, die im Hope Village Childhouse in Windhoek leben, sind HIV-positiv. Foto: privat

Das Hope Village Childhouse liegt hoch im Norden von Windhoek, der Hauptstadt Namibias. Die Gegend dort wird landläufig als Katutura bezeichnet. Übersetzt heißt das:„da wo keiner leben will“. Obwohl hier die meisten Menschen der  500 000-Einwohnerstadt leben, sind die Straßennamen bei google-maps nicht verzeichnet. Es ist das Armenviertel dieser Großstadt des Staates im südlichen Afrika.
Am besten gelangt man hierher mit einem der vielen Taxis, denn auch die meisten der Fahrer haben hier ihren Wohnsitz.


Über einen der Highways gelangt man zur Evelin Street, von der man dann links in die Lucia Street abbiegt. Beim Aussteigen nach 200 Metern leuchten am Horizont die Berge des Daan Viljoen Wildparks, der bei Touristen vor allem wegen seiner vielen Vogelarten beliebt ist. Unter einem Meer von schlichten Wellblechhütten befinden sich linker Hand einige der wenigen Steinhäuser dieser Gegend. Es sind die Bauten des Hope Village.

Das Hope Village beherbergt und begleitet insgesamt 83 Kinder und Jugendliche im Säuglingsalter bis hin zum Erwachsensein. Im sogenannten „Babies House“ trifft man unter anderem auf den fünfjährigen Rivaldo. Eines der Kinder, die in ihren jungen Jahren die Welt noch mit großen Augen erkunden. Die für den Europäer auf Dauer trist wirkende Umgebung Katuturas wird mit Begeisterung entdeckt, und jede Begegnung mit einem fremden Menschen scheint ein Erlebnis.


Ohnehin sind die meisten an diesem Ort mit unwahrscheinlich großer Lebensfreude gesegnet. Und wenn es mit dem institutionseigenen Bus in die Stadt geht, werden nicht nur von der kleinen Chermaine die Bäume, Autos oder Häuser lautstark besungen.


Während die Kleinen an einem normalen Tag ihren Entdeckertrieb unter anderem auf dem Spielplatz des Geländes ausleben, machen die Größeren mehr oder weniger erfolgreich die Hausaufgaben des vormittäglichen Schulbesuches. Die Jungs interessieren sich für Fußball und Musik. Alle Spielernamen der vergangenen Fußball-WM im benachbarten Südafrika scheinen sie auswendig zu kennen, und manchmal wird man Beobachter von ausgiebigen Tanzaufführungen der Freunde um den 14-jährigen Boma. Mit zunehmendem Alter wächst auch das Interesse der Mädchen an Trends der Pop-Kultur und Mode, und so lassen sich an den Wänden des „Girls-House“ Poster von Avril Lavigne oder Hannah Montana finden – ganz normal eigentlich.

Bei dieser kindlich-jugendlichen Lebensfreude vergisst man schnell, dass viele dieser jungen Menschen HIV-positiv sind, auch treten Fälle von Tuberkulose auf. Oftmals sind es erst die notwendigen Besuche im staatlich finanzierten Hospital, die diese Wahrheit zurück ins Gedächtnis rufen.  Auch die Folgen der bitteren Armut der Region (neben dem in diesem Land manchmal dreist wirkenden Reichtum) haben ihre Spuren an den Kindern hinterlassen. Einer der Jungs lebte einige Jahre auf der Straße, ein Mädchen wurde durch körperliche Gewalt aus seiner Familien getrieben. Und sie sind nicht die Einzigen.


Die tägliche Verantwortung über das Hope Village tragen hier die Mummy´s, einheimische Frauen aus Windhoek und zumeist weibliche Volontäre aus dem deutschsprachigen Raum sowie Luxemburg. Manch einer leistet diesen freiwilligen Dienst  für mehrere Monate nach dem Abitur. Einem anderen haben das Studium und die Neigung zur sozialen Arbeit hergeführt. Neben den gewöhnlichen Arbeiten, wie den Sprösslingen die Windeln zu wechseln (welche meist lediglich Handtücher sind), Essen zuzubereiten und  dem zu Bett bringen, müssen Tränen getrocknet und Freude gefördert werden. Die Leidenschaft für die Kinder ist bei fast jedem der Helfer zu spüren, und so gehen viele besondere Aktivitäten auf das Engagement der Volontäre zurück. Zu nennen wären da Ausflüge in eines der Freibäder der Stadt, Filmabende oder Shopping mit den Größeren in der Wernhill-Mall von Windhoek.

Zum Großteil getragen und gesponsert wird das Hope-Village von der niederländischen Anti-Aids-Organisation The Orange Babies Foundation sowie örtlichen Unternehmen wie der  Standart Bank. Ohne den Einsatz dieser und der Unterstützung privater Spender und der Volontäre würde das Hope Village Childhouse die nötigen Medikamente, Einrichtungen und Arbeiten nicht aufbringen können, um 83 Kindern eine Chance zum Leben zu geben.


Für weitere Informationen, Spenden oder Interesse am Freiwillligendienst:
hopevillage.com
orangebabies.nl

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Kategorien Politik

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