Danke für die Rettung unserer Kultur

Fritz Schumann freut sich über die vielen Spenden für das Archiv der Jugendkulturen. (Foto: privat)
von Fritz Schumann, 20 Jahre


Das Archiv der Jugendkulturen in Kreuzberg sammelt Material zu Jugendkulturen: von Rockern aus den 50er-Jahren über die Breakdancer der 80er bis zu den Emos und all den anderen Szenen von Heute. Damit wäre die Geschichte der Jugend für zukünftige Generationen fast beendet gewesen. Denn das Archiv, das 1998 auf Eigeninitiative des Leiters gegründet wurde, als dieser mit seinem Material bei Universitäten auf Desinteresse stieß, stand kurz vor dem Aus. Zum Glück haben Spender nun etwa 100 000 Euro gesammelt, die Erinnerung an die Jugendkulturen bleibt lebendig.



Für Initiativen gegen Rechtsextremismus an Schulen, Projekte für Jugendliche mit Migrationshintergrund oder Studien über Jugendkriminalität lassen sich heutzutage relativ einfach staatliche Gelder bekommen. Da besteht ein gewisser öffentlicher Druck auf den Geldhahn. Für eine Dokumentation und Archivierung des Alltags von Punks, Rappern oder Sprayern ist das nicht so einfach.



Das Geld für die Rettung des Archivs stammte von vielen Einzelspendern, die so vermutlich auch einen Teil von ihrer eigenen Jugend erhalten wollten. Der Staat hatte offenbar kein Interesse an der Rettung der Jugendkultur. Dabei waren die heutigen Politiker auch einmal jung und individuell gekleidet. Vielleicht lag es daran, dass sie glaubten, die Jugend hätte sowieso keine Kultur, diesen Eindruck vermitteln ja die Medien gern. Man hört nur von Jugendgewalt, Alkoholmissbrauch oder Verrohung – und davon, dass es immer schlimmer wird. Dabei sind die Jugendlichen heute so brav wie nie zuvor, auch das belegt das Archiv.



Jede Jugendgeneration bildet ihre eigene Kultur heraus, um sich von der vorherigen und vor allem von den Alten abzugrenzen. Waren aber die Szenen beispielsweise in den 50er-Jahren noch klar definiert, so mischen sich heute viele Elemente und Stile bei jedem zu einer individuellen Kultur. Das Archiv der Jugendkulturen bringt etwas Klarheit in dieses Facettengewimmel – heute und hoffentlich noch einige weitere verrückte Generationen lang.

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Kategorien Politik

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