Klartext



Das Verbot von Nazi-Werken ist überholt


von Fritz Schumann, 20 Jahre


Fritz Schumann: „Der Film ,Jud Süß’ sollte öffentlich gezeigt werden dürfen.“ (Foto: privat)
In den Kinos läuft derzeit ein Film mit Moritz Bleibtreu, der von der Entstehung von „Jud Süß“ handelt, dem Hetzfilm der Nazis gegen die Juden aus dem Jahr 1940. Der Originalfilm ist bis heute, wie viele andere Werke aus dieser Zeit, in Deutschland verboten und darf als so genannter Vorbehaltsfilm nur unter strengen Auflagen gezeigt werden.


Auch wenn die Nazis nicht mehr an der Macht sind: Die Werke, die sie in Auftrag gaben und verbreiteten, haben ihr Ende leider überlebt. Die Frage, wie man mit ihnen umgehen soll, wurde fast immer mit Verbot beantwortet. Schließlich hetzten sie das Volk gegen Andersdenkende und schufen einen Nährboden für Rechtsextremismus. Man befürchtet bei diesen Werken weiterhin ein gewisses Verblendungspotenzial, vor dem man vor allem Jugendliche schützen möchte.


In anderen Ländern geht man
 gelassener mit den Nazi-Werken um. Hitlers „Mein Kampf“ etwa steht in England seit Jahren auf der Bestseller-Liste. Man sollte auch in Deutschland überlegen, Werke aus der NS-Zeit zur öffentlichen Verfügung zu stellen, sodass jeder mündige Bürger sich selbst eine Meinung bilden kann.


Ohne Frage ist Antisemitismus in Deutschland nach wie vor existent. Und eine kritische Auseinandersetzung mit der Propagandakunst lässt sich nun einmal nicht erzwingen – so würden Neonazis den freien Zugriff auf die Werke sicher für ihre Zwecke missbrauchen. Dennoch denke ich nicht, dass Jugendliche heute durch die Rezeption von „Jud Süß“ zu Antisemiten würden. Es wäre im Gegenteil gut, die Werke einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das kann ein umfassenderes Bild des Nationalsozialismus zeichnen, und gleichzeitig wird der kritische Blick auf die Medien und Werke von heute geschärft, da man etwa durch „Jud Süß“ sehr viel über die Mittel der Manipulation und Propaganda lernt.

Das könnte Dich auch interessieren

Kategorien Politik

Auf spreewild.de berichten wir über alles, was uns bewegt – über Schule, Politik und Freizeit, Liebesglück und -kummer oder den Schlamassel mit der eigenen Zukunft. Wir bieten Hintergrundgeschichten zu den Artikeln, die wir auf der Jugendseite veröffentlicht haben, stellen Fotos und Videos ins Netz. Dazu gibt es die Fotoserien der Jugendredaktion, Musik-, Buch- und Filmbesprechungen sowie all die Fragen, die uns die Prominenten jede Woche stellen.