Klartext


Rettet die Schleifen und Haken


von Laura Harmsen, 20 Jahre



„Die Schreibschrift darf nicht abgeschafft werden.“ (Foto: Laura Harmsen/privat)
Das waren noch Zeiten, in denen man in Diktaten eine Note für die Handschrift bekam und die Hefter kontrolliert wurden. In der Oberschule sind die Lehrer zufrieden, wenn sie einen Schülertext überhaupt lesen können und nicht das Gefühl haben, historisch wertvolle und bisher unentdeckte Hieroglyphen hätten sich auf ihren Schreibtisch verlaufen.


Weil aber auch bei jüngeren Schülern die Handschrift oft nicht lesbar ist, hat eine Grundschule am Niederrhein schon 2003 die Schreibschrift abgeschafft. Das Kollegium fand, es sei unnötig und verwirrend, wenn Grundschüler mit der Schreibschrift eine zweite Handschrift erlernen. Die benutzt nach der Schule ohnehin kaum noch jemand. Nun fordert auch der Grundschulverband, dass die Extraschrift abgeschafft wird.


Jedoch ist es durchaus sinnvoll, dass man Schülern eine zweite Variante beibringt – neben den Druckbuchstaben, denen sie überall im Alltag begegnen. Einerseits kann ich mir kaum vorstellen, dass ich heute so schnell schreiben könnte, hätte ich nicht damals diverse Methoden gelernt, Buchstaben zu schreiben und zu verbinden. Zumal das Üben der Schreibschrift bestimmt auch die Feinmotorik fördert, ohne die man kaum leserlich schreiben kann. Nicht umsonst muss man zuerst Kringel und Schleifen malen, wenn man in die Schule kommt.


Andererseits hilft die erlernte Schreibschrift, andere Handschriften besser entziffern zu können. Ohne sie könnte man oft nicht einmal mehr die Schrift der eigenen Eltern und Großeltern lesen. Allein der Vielfalt wegen sollte man unbedingt weiter beides unterrichten.


Im Alltag ist jedem selbst überlassen, welche Art zu schreiben er sich aussucht. Vielleicht den einen Buchstaben in Druck-, wieder einen anderen in Schreibschrift? Damit erhält man auch die Individualität jeder Handschrift. Als Ausdruck meines Protestes reiche ich diesen Artikel also in guter alter Schreibschrift ein.


Anm. d. Red.: Leider gleicht das 
Schriftbild der Autorin den geheimnisvollen Hinterlassenschaften auf dem berühmten Stein von Rosette, weshalb wir diesen Text doch in Druckschrift veröffentlichen mussten. Der Redaktionspraktikant bedankt sich überdies dafür, dass er diesen Artikel abtippen musste.

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Kategorien Politik

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