SO 36 braucht eine gymnasiale Oberstufe

Vivian Yurdakul ist genervt vom Rückzieher des Bildungssenators. Foto: privat

von Vivian Yurdakul, 20 Jahre


Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) hat ein Problem. Die von ihm geplante Einführung der Sekundarschule stößt bei Schülern, Lehrern und Eltern – kurz: bei allen, die von ihr betroffen sind – nicht auf den gewünschten Anklang. Allen, die von ihr betroffen sind? Nicht ganz. An einer Schule in Kreuzberg freute man sich darauf, zur Sekundarschule zu werden. Die bisherige Eberhard-Klein-Schule, die ab dem kommenden Schuljahr Sekundarschule Skalitzer Straße heißen wird, hoffte, als Sekundarschule auch eine Oberstufe zu bekommen. Somit hätten die Schüler im Kiez, die nach dem Realschulabschluss auch noch das Abitur machen möchten, nicht mehr die Schule wechseln müssen. Sowohl der Bezirk Friedrichshain- Kreuzberg als auch die Bezirksverordnetenversammlung waren für die neue Oberstufe. Und auch die Eltern hatten durch zahlreiche Anmeldungen gezeigt, dass sie mit dem Schulkonzept, das die Bildungsinitiative „Wrangelkiez macht Schule“ erarbeitet hatte, sehr zufrieden waren.


Dennoch überlegt die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung, der Sekundarschule Skalitzer Straße die gymnasiale Oberstufe zu verweigern. Gestützt wird diese Überlegung durch eine Prognose, derzufolge die Schülerzahlen in Berlin weiterhin sinken werden, sodass sich die Einführung einer neuen Oberstufe nicht lohnt. Aber diese Begründung ist nicht solide: Die Prognose stellt laut „Wrangelkiez macht Schule“ lediglich fest, dass die Schülerzahlen in den kommenden zehn Jahren im gesamten Stadtgebiet tendenziell sinken werden. Was für Berlin insgesamt gilt, müsse aber nicht zwangsläufig auch für Kreuzberg gelten. Dort wird es langfristig wohl eher mehr Kinder geben.


Die Frage, ob es die Oberstufe geben wird oder nicht, betrifft alle Jugendlichen im Kiez, die das Abitur machen wollen. Sie müssen bislang ungewöhnlich weite Wege in Kauf nehmen, da es im gesamten Einzugsbereich keine Schule mit gymnasialer Oberstufe gibt. Wenn die Senatsverwaltung ihre Pläne wahr macht, würde sie nicht nur weiterhin Kreuzberger Abiturienten zwingen, allmorgendlich durch die halbe Stadt zu pendeln. Sie würde zudem die Bildungsreform beschneiden. Der Gedanke hinter der Sekundarschule war, dass man an ihr alle Abschlüsse machen kann. Und außerdem war doch auch immer von Chancengleichheit die Rede! Die Senatsverwaltung versucht allerdings gerade, die Arbeit einer Initiative zunichte zu machen, die sich für die Stärkung des Bildungsstandortes SO 36 einsetzt.

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Kategorien Politik

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