Seriös, informativ, überraschend professionell

Wie viel Macht haben Journalisten? Vom Erfolg überwältigt, übten einige Schülerzeitungsredakteure schon mal das Debattieren im Bundesrat. Foto: Raufeld




Jugendpresse und Kultusministerkonferenz zeichneten im Bundesrat die besten Schülerzeitungen aus


von Vivian Yurdakul, 20 Jahre


Journalisten haben, was ihren Berufsstand betrifft, offenbar einen Hang zu Untergangsvisionen. Der Printjournalismus würde nicht überleben, hört man, Zeitungen langfristig verschwinden. Wer sich allerdings die Gewinner des diesjährigen Schülerzeitungswettbewerbs der Länder ansieht, die vergangenen Freitag im Plenarsaal des Bundesrates ausgezeichnet wurden, darf angesichts dieses an Zeitungen interessierten und talentierten Nachwuchses Hoffnung schöpfen für das Überleben des gedruckten Wortes. Unter mehr 
als 1 800 Einsendungen wurden 
27 Schülerzeitungen prämiert.


Neben den Hauptpreisen, die für alle Schultypen vergeben wurden, gab es Sonderpreise in den Kategorien Europa, Crossmedial, Gesundheit, Gesellschaft und Recherche. Als Laudatoren traten prominente Journalisten von Tageszeitungen aus ganz Deutschland auf, unter anderem Dr. Uwe Vorkötter, Chefredakteur der Berliner Zeitung. Er hielt die Lobrede auf die Schülerzeitung „Wallburg Express“ aus dem bayerischen Eltmann, die den ersten Preis in der Kategorie Hauptschule gewann. Vorkötter lobte die seriöse Aufmachung und den hohen Informationsgehalt der Zeitung. Überhaupt zeichneten sich viele Preisträger durch eine für Schülerzeitungen überraschende Professionalität aus.


Auch inhaltlich bieten die besten Schülerzeitungen Deutschlands mehr, als man von den jungen Machern gemeinhin erwarten würde. So widmet die Redaktion des „Moron“, der Schülerzeitung des Pankower Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums, die Hälfte einer jeden Ausgabe einem Titelthema, das sich mit einem außerschulischen aktuellen Gegenstand beschäftigt. „Wir recherchieren viel und lange und nutzen auch private Kontakte, um an gute Interviewpartner heranzukommen“, sagt die 
18-jährige Chefredakteurin Hanna. Mit einer Titelstory zum Thema Gewalt gewann der „Moron“ den dritten Platz in der Kategorie Gesellschaft.


Eine weitere Berliner Schule durfte sich am Freitag über eine Auszeichnung freuen. Den zweiten Platz in der Kategorie Förderschule erhielt der „Rasende Kurier“, die Zeitung der Sancta Maria Schule in Zehlendorf. „Auch wir beschäftigen uns viel mit außerschulischen Themen“, sagt der 14-jährige Redakteur Christopher. Direkt über die Schule würden nur die freien Mitarbeiter schreiben. „Das sind Schüler, die etwas an der Schule erlebt haben, über das es sich zu schreiben lohnt“, erklärt Christophers Kollege David.


Eine Frage wurde an die Preisträger besonders oft gestellt: Wie sorgt man dafür, dass eine gute Schülerzeitung dauerhaft bestehen kann? Unabhängig voneinander hatten die meisten Schülerzeitungsredakteure darauf dieselbe Antwort: „hartnäckig sein.“



Wie hartnäckig sie sind, bewiesen die Schüler nach der Verleihung auf einer Pressekonferenz zum Thema „Medienmacher gleich Machtmacher?“. Das Ergebnis könnt ihr euch hier ansehen.


Pressekonferenz zum Thema „Medienmacher gleich Machtmacher?“ am 11. Juni 2010 im Bundesrat. Teil 1


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Pressekonferenz zum Thema „Medienmacher gleich Machtmacher?“ am 11. Juni 2010 im Bundesrat. Teil 2


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Auf dem Podium sitzen (v.l.n.r.):


Hans-Joachim Fuhrmann (BDZV)

Dirk Möwius (Rheinische Post)

Lutz Stroppe (Abteilungsleiter Kinder und Jugend, BMFSFJ)

Carsten Lietz (Pressesprecher der EU-Kommissionsvertretung in Deutschland)



… und im Publikum die besten Schülerzeitungsredakteure Deutschlands.


Alle Infos und Preisträger findet ihr unter
www.schuelerzeitung.de

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Kategorien Politik

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