Schafherde
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Wie die Schafe: YouTuber lassen sich gegen Urheberrecht einspannen

Die Information, dass die beliebte Videoplattform nächstes Jahr nicht mehr existieren wird, ist reine Panikmache. Und von YouTube so gewollt.

Nach traurigen Tatsachen klingt das, was der YouTube-Kanal „Wissenswert“ verkündet: „In einigen Monaten werden fast alle Kanäle, die wir kennen, lieben und immer wieder gucken, gelöscht werden“, heißt es in einem aktuellen Video, das mehr als 3,5 Millionen Klicks bekommen hat. Nur: Die Aussage ist keine Tatsache, sondern eine Behauptung. Und in den vergangenen Tagen zeigte sich, dass viele Jugendliche das eine leider nicht von dem anderen unterscheiden können.

Denn so beliebt das Video-Netzwerk ist, so heftig waren die Reaktionen auf die vermeintliche Hiobsbotschaft, ablesbar an Abertausenden panischen, wütenden und traurigen Kommentaren. Erst nach und nach posteten Einzelne dazwischen und stellten den Inhalt des Viral-Videos infrage.

YouTubes Chefin hat ein Problem mit dem neuen Urheberrecht: Es kostet Geld

Das Panik-Video hat immerhin einen wahren Kern: Es geht um eine neue EU-Richtlinie zum Urheberrecht, genauer gesagt den Artikel 13, der vorsieht, dass Internet-Plattformen haften, wenn ihre Nutzer unrechtmäßig urheberrechtlich geschützte Werke wie Musik, Texte oder Videos dort hochladen. Das soll bis zum Frühjahr 2019 beschlossene Sache sein und liegt derzeit zwecks Finalisierung auf den Tischen verschiedener EU-Organe.

(In diesem Video klärt YouTuber MrWissen2go, warum es YouTube auch 2019 noch geben wird:)

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Susan Wojcicki, die Chefin von YouTube, sieht in der Richtlinie eine Bedrohung für ihr Unternehmen. Und so rief sie Ende Oktober in einem offenen Brief die YouTube-Community zum Protest auf. Ihre Argumentation: Die Richtlinie könnte Millionen von Menschen daran hindern, Videos auf YouTube hochzuladen. Denn das Unternehmen könne nicht das Risiko eingehen, die Haftung für die hochgeladenen Inhalte zu übernehmen.

YouTube könnte es sich leisten, Künstler für ihre Werke zu bezahlen

Viele YouTuber, darunter der besagte Kanal „Wissenswert“, übernahmen diese Sichtweise und teilten Wojcickis Protestaufruf unter dem Hashtag #saveyourinternet. Sie benannten auch eine mögliche Lösung: sogenannte Uploadfilter, die Urheberrechtsverstöße schon vor der Veröffentlichung erkennen und verhindern. Einige sehen darin Zensur, andere einen riesigen Aufwand, den YouTube nicht stemmen könne. Eine Mehrheit im EU-Parlament hält beide Einwände für Unsinn.

Eine weitere Lösung nannten weder die YouTube-Chefin noch ihre folgsamen Anhänger: YouTube könnte die Urheber der benutzten Werke bezahlen. Das würde das Unternehmen viel Geld kosten, das bisher bloß die Plattform stellen musste, für die YouTuber in Eigenregie und auf eigene Kosten Inhalte produzierten. Aber es wäre ein Kompromiss – und gewiss nicht das Ende von YouTube.

Beitragsbild: Yosef Pregadio via Unsplash

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