Mit ein paar Internetvideos und Fotos aus dem nächsten Ikea faket die Bloggerin Natalia Taylor einen ganzen Urlaub. Wie lassen sich Insta-NutzerInnen so leicht hinters Licht führen?
Von Lisa-Marie Henle
Sonnige Reisebilder gibt es auf Instagram zuhauf. Die indonesische Urlaubsinsel Bali ist und bleibt dabei eine beliebte Kulisse bei Bloggern und Influencern. Kein Wunder also, dass niemand die Fotoserie der US-amerikanischen YouTuberin Natalia Taylor hinterfragte, auch wenn die 335.000 Follower der 23-Jährigen durchaus hätten stutzig werden müssen. Hinweise gab es.
Aber von Anfang: Natalias Idee war schon witzig. Statt wirklich in den Urlaub zu fliegen, veranstaltete sie ein Fotoshooting bei Ikea um die Ecke und veröffentlichte die Bilder als angebliche Schnappschüsse aus den Ferien. Zufällig ausgewählte Bali-Videos aus dem Internet machen den Fake-Urlaub komplett. Diese postet die Instagrammerin kurzerhand in ihren Insta-Stories.
Der Clou: Bei ihrem „Experiment“ hinterließ Natalia laut eigener Aussage bewusst kleine Hinweise – Ikea-Preisschilder sollten ihre Fake-Reise entlarven. Wirklich aufwendig hat die US-Amerikanerin ihre Reise nicht inszeniert – bei genauerem Hinsehen erkennt man die wahre Shooting-Location auf jedem Bild. Auch typische Fotos vom Strand oder aus der Natur fehlen.
Doch anscheinend waren die Postings der Video-Bloggerin so überzeugend, dass sich nicht nur ihre Follower sondern auch enge Freunde und Natalias Familie hinters Licht führen ließen. „Das soll eine Lehre sein“, sagt Natalia. „Glaube nicht alles, was du im Internet siehst. Manchmal lügen Leute dort über sich und anscheinend ist das leichter als gedacht.“
Recht hat die Instagrammerin! Aber sind das wirklich Neuigkeiten? Wissen wir nicht bereits, dass Instagram oft mehr Schein als Sein und Photoshop nicht selten der beste Freund der BloggerInnen ist? Vielleicht zeigt Natalias Aktion gar nicht, wie leicht wir uns hinters Licht führen lassen, sondern, dass es uns einfach egal ist.
Es scheint, als seien Inhalte für Instagram-User in den Hintergrund gerückt. Es geht gar nicht mehr darum, WAS eigentlich konsumiert wird, sondern nur, DASS konsumiert wird. Dabei wird Liken und Kommentieren zum Must-Do. Jeder macht es, also mache ich das auch. Ob noch echtes Interesse an den abonnierten Accounts und Personen besteht – fraglich.